
Neues Themenheft zur Umsetzung des Medienkompetenzrahmens
Während Deutschland weiterhin auf den Digitalpakt wartet, möchte ich in einem kurzen Beitrag zur Situation in NRW eingehen, wo derzeit – wie in jedem anderen Bundesland – versucht wird, die Vorgabe der KMK „Bildung in der digitalen Welt“ umzusetzen.
In NRW ist daraus der „Medienkompetenzrahmen“ entstanden mit einer Vielzahl von Regelungen, die in den einzelnen Fächern umgesetzt werden sollen. Ähnliche Modelle gibt es auch in anderen Bundesländern.
Das bedeutet zugleich, dass es in NRW – wie auch in Berlin – kein verpflichtendes Fach Informatik geben wird, was wohl auch auf absehbare Zeit so bleiben wird, denn – wer hätte das gedacht – „Auch in der Wirtschaft sind Informatiker gefragt.“ Nur knapp die Hälfte des Informatikunterrichts kann daher mit Fachlehrern besetzt werden. Von 1.000 Informatikstudierenden an der TU München studieren 10 auf Lehramt.

Der Medienkompetenzrahmen NRW
Auch Baden-Württemberg möchte „so schnell wie möglich“ ein Fach Informatik ab Klasse 5 einrichten. Neben Bayern gibt es zudem in Sachsen verpflichtenden Informatikunterricht. In Berlin und NRW ist Informatik jedoch nur ein Wahlfach.
Es ist also in NRW die Aufgabe aller Lehrerinnen und Lehrer, in ihrem jeweiligen Fach das Thema Digitalisierung zu behandeln.
Was soll erreicht werden?
Wie ich bereits in meiner Artikel-Reihe zu LEGO Mindstorms erwähnt habe, erzählt Seymour Papert im Vorwort zu seinem Buch „Mindstorms“, wie er sich als Kind für Autos begeisterte, insbesondere für die Funktion des Getriebes (engl. „differential gear“). Diese Begeisterung war für ihn der Ausgangspunkt für seine spätere berufliche Karriere als Mathematiker und Erziehungswissenschaftler am MIT:
I believe that working with differentials did more for my mathematical development than anything I was taught in elementary school. Gears, serving as models, carried many otherwise abstract ideas into my head. I clearly remember two examples from school math. I saw multiplication tables as gears, and my first brush with equations in two variables (e.g., 3x + 4y = 10) immediately evoked the differential. By the time I had made a mental gear model of the relation between x and y, figuring how many teeth each gear needed, the equation had become a comfortable friend.
Dieses „Verlieben“ in eine Tätigkeit – so das Fazit von Papert – kann man nicht lehren oder durch ein Werkzeug oder eine Methode vorhersagbar auslösen. Aber die Beschäftigung mit Computern kann vielleicht in einigen Kindern den Wunsch auslösen, unsere mehr und mehr technisierte und vernetzte Welt besser verstehen zu können.
Computer sind für mich das kreativste Werkzeug aller Zeiten und man sollte Kindern nicht vorenthalten, was mit diesen Werkzeugen alles möglich ist.
Eine Handlungsanweisung für Schulen
Als Hilfe zur Umsetzung des Medienkompetenzrahmens habe ich eine kleine Handreichung erstellt. Darin finden sich für alle Fächer der Sek. I/II Vorschläge, welche vom Lehrplan ohnehin geforderten Kompetenzen sich mit denen des Medienkompetenzrahmens mehr oder weniger mühelos verknüpfen lassen.
Zudem gibt es zu jeder Kompetenz Ideen, wie man diese (z. B. in einem fächerübergreifenden Projekt) umsetzen kann.
Konkret könnte eine Schule wie folgt bei der Umsetzung des Medienkompetenzen vorgehen:
- Information über den Medienkompetenzrahmen NRW
- Austeilen der Fächerübersichten an den jeweiligen Fachschaftsvorsitz
- Diskussion in den Fachschaften über Kompetenzen, die im jeweiligen Fach vermittelt werden können.
- Einsammeln der Ergebnisse
- Überprüfung, ob alle Kompetenzen abgedeckt sind (Doppelungen sind kein Problem, sondern dienen der Vertiefung).
- Diskussion in der Lehrerkonferenz, wie ggf. nicht abgedeckte Kompetenzen vermittelt werden können (z. B. in Projektwochen, verpflichtende Workshop-Angebote für einzelne Jahrgangsstufen etc.)
- Aufnahme der Ergebnisse in den schulinternen Lehrplan
- Ggf. Erstellung von Unterrichtsmaterialien – hierzu können die Unterrichtsideen zu den einzelnen Kompetenzen ausgeteilt werden.
Vielleicht kann diese Handreichung der ein oder anderen Schule dabei helfen, ein eigenes Medienkonzept zu erstellen bzw. die Forderungen des Medienkompetenzrahmens NRW umzusetzen.
Abschließend noch einige empfehlenswerte Links zur weiteren Lektüre:
- Digitale Bildung – Handlungsempfehlungen für den Bildungsstandort Deutschland (bitkom)
- Pressemitteilung: Joachim Herz Stiftung und Schulbehörde starten in Hamburg ein digitales Kompetenzzentrum namens „digital.learning.lab“
- Zeit Online – Informatik für alle
- Mitchel Resnick: „Scratch: Coding for Everyone!“ | Talks at Google
- Lisa Rosa – Grenzen ziehen, wahren und überwinden. Bildung als Arbeit im Grenzgebiet
Moin, der erste Link (KMK) führt auf eine 404-Seite.
Danke – ist korrigiert!