„Twitter ist die beste Lehrerfortbildung!“ Dieser Spruch – erst jüngst wieder bei einem Vortrag gehört – geistert seit einigen Jahren durchs Pädagogen-Internet.
Mir tun diejenigen, die das von sich geben, immer ein bisschen leid, denn wie schrecklich müssen die von dieser Person besuchten Fortbildungen gewesen sein, wenn sie glaubt, man hätte die Zeit besser damit verbringen können, sich durch eine endlose Flut von größtenteils belanglosen Kurznachrichten zu scrollen?
Ich möchte daher an dieser Stelle einmal Werbung machen für die beste Fortbildung, die ich je besucht habe: einen Workshop zur Visualisierung von Markus Persing. Ich muss dazu sagen, dass ich außerhalb des Kunstunterrichts an der Schule eigentlich noch nie vorher gezeichnet oder gemalt habe und mir von der Veranstaltung daher auch kaum etwas erwartet habe.
Die Fortbildung fand statt in einem hübsch hergerichteten Raum mit zahlreichen Materialien zur Ansicht, darunter viele Bücher und verschiedene Zeichenutensilien. Auf jedem Stuhl lagen ein A3-Klemmbrett, ein Bock Papier und drei Stifte. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: die Auswahl der richtigen Stifte das einen enormen Einfluss auf das Endergebnis, daher folgt hier eine genaue Auflistung samt Link zur Bestellung:
- TwinOne® Outliner, Keil- und Pinselspitze (schwarz)
- No.One® Art, Pinselspitze 0,5-7 mm – 102 (kaltgrau)
- TwinOne® Outliner, Keil- und Pinselspitze – 601 (rot-orange)
Nach der kurzen Begrüßung des Moderators ging es los und was dann passierte, hatte ich selbst vorher nicht für möglich gehalten. Ich malte mehr oder weniger den ganzen Tag drauflos und kam in einen anregenden Flow-Zustand und ich hatte einfach Spaß am Malen. Wir lernten z. B., wie wichtig sogenannte „Container“ beim Visualisieren sind.

Dann malten wir Banner, verschiedene Symbole…

… probierten verschiedene Schriftarten aus …

… malten Schritt für Schritt etwas schwierigere Symbole…

… und schließlich bekamen wie die Aufgabe, ein ganzes Plakat zu erstellen. Hier mein Beispiel zum Thema „Klimawandel“:

Dann ging es darum, eine Agenda zu planen und zu visualisieren:

Zum Schluss versuchten wir uns am Malen einfacher Figuren und Gesichter:

Ich hatte das Glück, noch an einer weiteren Fortbildung von Herrn Persing teilnehmen zu dürfen, diesmal zum digitalen Zeichnen. Auch hier hatte ich viel Spaß; die Magie des analogen Zeichnens wollte sich aber nicht ganz einstellen. Eigentlich komisch, denn mich interessieren in erster Linie digitale Themen.
Aber vielleicht war gerade deshalb das Malen mit normalem Stift auf Papier so eine gelungene Abwechslung – einmal kreativ sein ohne Bildschirm vor der Nase.
Fazit
Auch für meine eigene Fortbildungsplanung möchte ich abschließend einmal festhalten, was diesen Workshop für mich so einzigartig gemacht hat, dass ich mich auch Jahre später noch daran erinnere: Ich hatte die ganze Zeit über etwas zu tun, konnte immer in meinem eigenen Tempo arbeiten und es herrschte eine freundliche, wertschätzende Atmosphäre.
Rückblickend kann ich zudem sagen, dass bei der Fortbildung irgendwie ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wurde. Was genau sich geändert hat, ist schwer in Worte zu fassen, aber vielleicht kann man es so ausdrücken: Ich denke jetzt in Bildern. Wenn ich einen anspruchsvollen Text lese, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich in Gedanken eine Visualisierung plane und das hilft mir enorm beim Verständnis, bei der Fokussierung aufs Wesentliche und ganz allgemein bei der Aneignung des Inhalts. Diese Bilder etwa sind entstanden nach der Lektüre des sehr lesenswerten Artikels „Merkmale unterrichtswirksamer Fortbildungen“ (SchwG 3/2019, S. 68-72)


Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Fortbildung jemals so viele Spuren bei mir hinterlassen hat; deswegen hat sie mein Prädikat „Beste Fortbildung ever!“ redlich verdient.
Abschließend interessiert mich natürlich wie immer deine Meinung, liebe Leserin bzw. lieber Leser. Was war deine beste Fortbildung? Erfahrungsberichte gerne in die Kommentare schreiben!
Hallo Herr Hübner,
danke für die Erinnerung an den Wert von Visualisierung. Ich habe einen Kollegen, der das immer vor sich herträgt. Ich werde ihn mal ansprechen, wie er das gelernt hat 🙂
*Meine* wichtigste Fortbildung war lange Zeit ein Perl-Kurs Mitte der 90er, wo ich diese etwas merkwürdige, aber damals sehr produktive Programmiersprache in drei kompakten Tagen lernte und dann viele Jahre in Projekten einsetzen konnte.
Meine letzte, bewußtseinserweiternde Fortbildung war ein Design Sprint, bei dem ich erlebt habe, dass man in nur fünf Tagen ein Produktkonzept gemeinsam entwickeln kann. Ich habe danach allerdings auch zweimal miterlebt, wie solche Sprints explodiert sind, weil die Teilnehmer sich nicht auf das Format einlassen wollten.
Viele Grüße aus Bonn,
— Olav Schettler
PS. Ich hatte gehofft, Ihnen einmal bei der Codingschule zu begegnen. Nun bin ich wieder im Alltagsjob gefangen und leider weit weg von Coding-Angeboten.
Alle Achtung! Die Visualisierungen sind so gut, die können Sie ja direkt als stock-Fotos verkaufen!
P.S. Meine beste Fortbildung war mein Studium 😉 LG, Christine