Wes Brot ich ess… Die Finanzierung des Educamps

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Bildquelle: Flickr (by: 401(K) 2013)

„Wenn Adorno das wüßte“ überschrieb Christian Füller am 24.11.2011 seinen Artikel in der taz. Der Untertitel: „RICHTIGES IM FALSCHEN Sie sind die kritischsten Geister: Lehrer und Blogger. Und der Bertelsmann-Konzern kaufte sie für 5.000 Euro.“

Damit wurde eine Debatte um die Finanzierung der Educamps losgetreten, die bis heute kein Ende gefunden hat. Vor allem der Name Bertelsmann störte.

Daher ist es verständlich und begrüßenswert, wenn das Educamp sich 2013 zu einer Neuregelung der Finanzierung durchgerungen hat. Wie diese im Detail aussieht, ist mir jedoch bislang noch nicht ganz klar. Daher möchte ich versuchen, alle mir bekannten Informationen zusammenzutragen und würde mich freuen, wenn sich von offizieller Seite jemand dazu äußern könnte, inwiefern diese Informationen zutreffend sind.

 

Der Aufruf

Am 28. Januar wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der mixxt-Plattform per Mail um Spenden für das Educamp gebeten. Der Aufruf findet sich auch online.

Es gehe darum, „das beim EduCamp in Ilmenau breit diskutierte Thema »Crowdfundung« anzugehen“. Es fehle jedoch für potentielle Spenderinnen und Spender die Zeit, sich das „In Ruhe anzuschauen“, vielmehr gehe es nun „um eine Entscheidung in den nächsten Tagen“.

Es folgt eine Auflistung der Posten, für die das Geld ausgegeben werden soll: „Kosten für Räume und Technik, Reinigung und Versicherung, Porto und Papier, Kaffee und hoffentlich weitere Verpflegung“.

Weiter heißt es dort: „Die Hausnummer, die sich schon bei den letzten EduCamps mehrmals bestätigte: Mit ca. 50 Euro kann man einen weiteren Teilnahmeplatz finanzieren.“ Jöran Muuß-Merholz sagte diesbezüglich auf Twitter: „Plätze können aufgestockt werden. Sobald Geld für den 101. Platz da ist, wird der freigeschaltet.“

Zwar sei es, so heißt es weiter, prinzipiell möglich, das Geld über Sponsoren einzutreiben, „[a]ber wäre es nicht schöner, wenn die Grundidee des BarCamps sich auch in der Finanzierung widerspiegelt? Wir machen das selber. Wir alle sind Teilgeber_innen. Jede_r trägt das bei, was er / sie kann. Viele von uns können 50 Euro übernehmen, manche mehr, manche weniger.“
Und „[g]anz nebenbei würden wir uns die Diskussionen ersparen, die um das Sponsoring bei jedem der letzten EduCamps entstanden.“
Insgesamt brauche man 8.000 Euro – für das Geld, dass nach Ablauf des Spendenaufrufs am 10.02. noch fehle, begebe man sich dann „gegebenenfalls noch auf Fundraising-Tour“.

 

Die Fakten

Statt für Klarheit bei der Finanzierung so sorgen, hat dieser Aufruf bei mir neue Fragen aufgeworfen, die sich hoffentlich im Vorfeld des Educamps noch klären lassen:

So machte beispielsweise Marcel Kirchner in einem Tweet (m. E. zu Recht) darauf aufmerksam: „Der nunmehr 3. #EduCamp Spendenaufruf ist kein „richtiges“ Crowdfunding“.

Warum nicht? Wenn ich es richtig verstehe, sieht es das Konzept der Veranstalter vor, zusätzlich zu den Sponsorengeldern Spenden einzusammeln. Das Geld wird dann in einen großen Topf geworfen, woraus sich das Educamp finanziert.

Denn es wäre schon sehr optimistisch, davon auszugehen, man könne mal eben so in 2 Wochen 8.000 Euro Spendengelder einsammeln, so dass man auf Sponsoren völlig verzichten kann.

Wie Dennis Brüntje im Oktober letzten Jahres im mixxt-Forum geschrieben hat, sammeln erfolgreiche Crowdfunding-Projekte (wohlgemerkt in einem wesentlich längeren Zeitraum) 3.000 bis 5.000 Euro ein. Die Erfolgsquote liege bei 40%.

Es ist daher verständlich, dass man dieses Risiko bei der Finanzierung des Educamps nicht eingehen möchte. Somit kann es den Veranstaltern eigentlich nur um eine Mischform aus Sponsoring und Spenden gehen, so wie es vor einigen Monaten ja bereits im Forum besprochen wurde. Hier lassen sich übrigens auch die Einnahmen und Ausgaben der letzten Educamps nachlesen.

 

Die Motivation

Warum sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nun also Geld spenden? Für die Veranstalter lautet der Grund: „Ein gutes, ein sehr gutes Gefühl! Es ist Dein EduCamp! Wessen auch sonst?“.

Dieser Slogan ist jedoch nicht unproblematisch. Es ist doch gerade nicht so, dass das Educamp demjenigen „gehört“, der es finanziert. Das war in den vergangenen Jahren nicht so, als das Geld von Apple und Bertelsmann kam und das wird auch in Zukunft nicht so sein, wenn das Geld von einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern kommt.

Auch ist mit nicht klar, wieso damit geworben wird, dass eine Spende in Höhe von 50,- Euro für einen zusätzlichen Teilnehmerplatz sorgt. Heißt das, dass alle Spendengelder dafür verwendet werden, zusätzliche Plätze zur Verfügung zu stellen und nicht zur „Grundfinanzierung“ des Educamps verwendet werden?

 

Die Lösung

Die ethisch korrekte Finanzierung des Educamps ist daher noch immer ein Dilemma. Auch Mostafa Akbari sieht die Debatte noch nicht am Ende – er twitterte in einem Gespräch mit Birgit Rydlewski: „@_Rya_ glaube nicht daß es funktioniert.Problem wenn ich Spende will ich wissen wieso es 8000€ kostet. Kein Problem 40€ Eintritt #echh13“

Auch ich wäre – offenes Barcamp hin oder her – mit einem Eintritt, der erhoben wird, am glücklichsten. Es geht mir nämlich bei meiner Kritik nicht darum, dass ich kein Geld fürs Educamp zahlen will.

Aber würde ich jetzt spenden, hätte ich nicht unbedingt das Gefühl, mein Geld sinnvoll auszugeben. Für Sponsoren ist die Rechnung klar: Sie zahlen und können dafür werben.

Ich hingegen wüsste momentan noch nicht so recht, was mit meiner Spende geschehen würde. Würde ich dazu beitragen, dass mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Educamp besuchen können oder käme mein Geld in einen großen Topf mit den Sponsorengeldern?

 

20 Kommentare zu “Wes Brot ich ess… Die Finanzierung des Educamps

  1. Hallo Tobias,

    ich habe mich dazu entschieden etwas Geld in den Topf zu werfen, aus folgenden Überlegungen heraus:

    Ich war schon bei Barcamps und habe jeweils in vielfältiger Weise von der Arbeit einzelner (die OrganisatorInnen) und vom Networking profitiert (die Sessions waren auch meist sehr interessant, aber eigentlich ist das drumherum viel wichtiger, reinen Wissens- oder Ideeninput kann ich mir von überall herholen).

    Dafür musste ich keinen Cent bezahlen, was mir jeweils ein schlechtes Wissen beschert hat, weil ich weiß, dass solche Veranstaltungen auf dem (völlig wahnwitzigen) Engagement einzelner basieren. Indem ich die Möglichkeit erhalte ein bischen Geld in einen Klingelbeutel zu werfen, kann ich also mein Gewissen beruhigen und dazu beitragen mittel- bis langfristig ein Finanzierungsmodell zu etablieren, das keine Mischform mehr darstellt, sondern dann auf Unternehmen und deren kommerzielle Interessen verzichten kann.

    Dabei bilde ich mir nicht ein, dass ich mir mit der Spende Rechte erkaufen würde (das kennzeichnet Spenden auch – das man damit keine Gegenleistung erwirkt). Trotzdem trage ich dazu bei, dass es zu MEINEM EduCamp wird – in einem rein ideellen Sinne.

    Wenn andere lieber Eintritt bezahlen würden, als die Möglichkeit zu erhalten freiwillig etwas zu geben – bitte. Ich persönlich schätze meine individuelle Freiheit als hohes Gut und werde ungerne zu irgendetwas (bezahlen) gezwungen. Eintrittsgelder wären auch deswegen katastrophal, weil es gerade auch beim EduCamp das Potenzial für Schülerinnen und Schüler (oder Studierende, die evtl. finanziell schlechter ausgestattet sind als ich) gäbe, hochinteressante und relevante Projekte vorzustellen. Für diese stellen Eintrittsgelder evtl. eine zu hohe Teilnahmehürde dar.

    Was die Verwendung meiner Spende angeht: Das Organisationsteam des EduCamps genießt diesbezüglich mein Vertrauen. Insofern bin ich an einer zu detaillierten Auflistung aller Kosten des Camps auch nicht weiter interessiert.

    Gruß
    Michael

  2. Hallo Michael,

    danke für deinen Kommentar! Mir geht es ähnlich wie dir. Ich habe auch sehr von den EduCamps profitiert und bin daher ebenso bereit wie du, diese Veranstaltungen finanziell zu unterstützen.

    Du hast nun deine Spende in der Hoffnung geleistet, damit langfristig ein anderes Finanzierungsmodell zu etablieren. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt das Ziel ist. Momentan kommt es mir zumindest nicht so vor und es gibt m. E. auch keine Verlautbarung des Orga-Teams, dass es einmal so werden soll.

    Kurzum: Ich weiß nicht, wofür ich spende und was genau ich mit dieser Spende unterstütze. Natürlich finde ich die Idee des EduCamps gut und habe großen Respekt vor der Leistung der Organisatoren, aber nach all den Debatten, die es um die Finanzierung gab, finde ich diesen Vorstoß etwas halbherzig.

    Vertrauen in das Organisationsteam habe ich ebenfalls und ich glaube auch nicht, dass irgendwelche Gelder veruntreut werden, aber das ist in meinen Augen nicht das Crowdfunding, das z. B. Birgit Rydlewski damals gefordert hat (http://birgit-rydlewski.de/2012/10/20/educamp-und-weiter/), sondern ein Mischmasch, das ich in dieser Form nicht so ganz gelungen finde und das auch einige Fragen unbeantwortet lässt.

    Das Problem mit denjenigen, die sich das Educamp nicht leisten können, sehe ich allerdings auch. Aber ließe sich da nicht eine andere Lösung finden (Schüler & Studenten zahlen gegen Vorlage eines Ausweises einen beliebigen Betrag oder so)?

  3. Ahoi!
    Ich bin eine_r von den vielen mit „völlig wahnwitzigen Engagement“, die das #echh13 mitorganisieren. Und auch Teil des Finanz- und Fundraisingteams. Wir werden die Bedenken beim nächsten Treffen bestimmt weiter diskutieren.
    Ich möchte – aus meiner Sicht – aber schon einmal kurz darstellen, warum wir diesen Spendenaufruf gestartet haben und weshalb ich persönlich dies für richtig halte:

    * das EduCamp sollte möglichst offen für alle sein (ein Eintrittspreis stellt immer eine Hürde da), Spenden sind freiwillig
    * das EduCamp sollte so gut wie möglich ausgestattet sein, damit gute Arbeitsbedingungen herrschen und sich alle so wohl wie möglich fühlen (hier ist ja oben auch angesprochen worden, wofür das Geld benötigt wird…). Ohne ausreichendes Budget geht es nicht.
    * es gab in den letzten Jahren Unmut über einige Sponsor_innen, daher versuchen wir erstmal das komplette EduCamp mit Spenden zu finanzieren!

    Der letzte Punkt ist ja hier etwas in Frage gestellt worden, dazu noch ein paar Anmerkungen. Schon jetzt sind etwa 1.000€ zusammengekommen, etwa das dreifache von bisherigen Spendenaufrufe für zurückliegende EduCamps. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, die nötige Summe für 200 Teilnahmeplätze durch Spenden zu finanzieren. Wenn nicht die volle Summe erreicht wird, gibt es wie angekündigt mehrere Optionen. Nur zwei davon wären etwa:

    * es gibt weniger als 200 Teilnahmeplätze (für die, die dadurch nicht kommen könnten wahrscheinlich etwas unbefriedigend)
    * oder wir suchen für das fehlende Geld noch – wie angekündigt – Sponsor_innen.

    In jedem Fall haben wir schon jetzt nicht mehr den selben finanziellen Druck, jedes Sponsor_innenangebot annehmen zu müssen, das wir ohne Spender_innen hätten, da ein Sockel schon jetzt finanziert ist.

    Ein echtes „Crowdfunding“ über eine CF-Plattform hätte unserer Meinung nach die Hürde zu spenden etwas höher gesetzt, vor allem aber gibt es so die Möglichkeit steuervergünstigt zu spenden, was ja vielleicht es auch der einen oder den anderen einfacher Macht, ein paar Euro in den Topf zu werfen.

    Ich freue mich in jedem Fall, wenn die Diskussion fort geführt wird, vielleicht finden sich in der Debatte ja noch ganz andere Finanzierungsansätze?

    • Hallo Henning,

      erst einmal danke für die schnelle Antwort!

      Das Ziel ist also eine ausschließliche Spendenfinanzierung. 200 Teilnahmeplätze sind geplant, mal 50,- Euro ergibt das 10.000 Euro, richtig?

      Das wären dann ja noch einmal 2.000 Euro mehr als bislang angegeben. Wenn das wirklich euer Ziel ist, warum dann dieser kurze Zeitrahmen von nur zwei Wochen zum Spendensammeln? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, das langfristiger zu planen ggf. mit Presseartikeln etc.

      Ich denke gerade an das Schulbuch-O-Mat-Projekt. Die haben ja gerade so 10.000 Euro eingesammelt – wohlgemerkt in mehreren Monaten und mit riesigem Medienecho.

      Es werden also aller Wahrscheinlichkeit nach doch wieder Sponsoren zum Einsatz kommen und damit ist man doch in der ursprünglichen Debatte nicht viel weiter, oder?

      • Moin,
        wie gesagt schrieb ich aus meiner Sicht auf den Spendenaufruf. Und ich vertrete die Ansicht, dass wir es zumindest versuchen sollten, das #echh13 durch spenden zu finanzieren. Ich gehe nicht davon aus, dass wir mehr als 8.000€ für die Finanzierung von 2.000 Plätzen benötigen. … Ohne jetzt in Details zu gehen. Es gibt gewisse Teilnahmezahl unabhängige Kostenfaktoren, wie etwa die Mietkosten. Dadurch sind halt der Pro-Kopf-Kosten bei einer kleineren Zahl von Teilnehmenden höher, als wenn die Veranstaltung bis zum Anschlag voll ist. … Daher schrieben wir „Mit ca. 50 Euro kann man einen weiteren Teilnahmeplatz finanzieren.“

        http://educamp.mixxt.de/networks/wiki/index.echh13-spenden

        Meiner Meinung nach sind wir in der Debatte schon jetzt ein Stück weiter, da wir durch die Spenden – zumindest ein Stück weit – weniger abgängig sind von Sponsoren, als ohne.

  4. Ich habe heute ebenfalls gespendet. Wofür? Für dasselbe, was ich bei den vergangenen EduCamps auch bekommen habe. Ich traue den Organisatoren zu, dass sie das Geld sinnvoll einsetzen.

    • Hallo Oliver,

      ich traue das den Organisatoren auch zu, aber warum diese Hauruck-Spendenaktion in nur zwei Wochen? Wenn es wirklich das Ziel ist, das EduCamp durch Spenden zu finanzieren, dann hätte man das doch schon vor zwei Monaten verkünden können.

      • Vor zwei Monaten war beispielsweise die Location noch nicht sicher. Wir wollten keinen Spendenaufruf starten, ohne zumindest grundlegende Posten der Kalkulation zu kennen.

        Die Zielgruppe des Spendenaufrufs ist die EduCamp-Community. Diese ist in zwei Wochen alle mal erreicht. Ich glaube nicht, dass die Spendenbereitschaft dieser Menschen steigt, wenn sie zwei Monate statt zwei Wochen Zeit haben, darüber nachzudenken.

      • Ich kann noch nicht nachvollziehen, was eine Ankündigung vor Wochen/Monaten/Jahren denn ändern würde. Die TeilnehmerInnen des EduCamps stehen noch nicht endgültig fest und die Anmeldephase hat auch erst NACH dem Spendenaufruf begonnen. Insofern haben doch alle potenziellen TeilnehmerInnen rechtzeitig die Möglichkeit die Veranstaltung mitzufinanzieren?!

        Willkürliche Kriterien aus dem Hut zu zaubern und daran ein Versäumis des Organisationsteams festzumachen („das hätte man viel früher machen müssen…“) ist aus meiner Sicht unredlich.

        Und dazu:

        „Das Ziel ist also eine ausschließliche Spendenfinanzierung. 200 Teilnahmeplätze sind geplant, mal 50,- Euro ergibt das 10.000 Euro, richtig?

        Das wären dann ja noch einmal 2.000 Euro mehr als bislang angegeben.“

        Möchte ich einfach auf die Informationen von offizieller Seite verweisen, denen entnehme ich, dass 8.000 Euro bis zum 10.2 da sein müssen, damit das WEITERE Fundraising ausbleiben kann. Sicher werden auch danach noch Spenden angenommen. Wenn bis zum 10.2. 8.000 Euro reinkommen, kann man evtl. auch davon ausgehen, dass alle anvisierten Teilnahmeplätze rechtzeitig über die Spendenaktion finanziert werden können.

  5. @medienistik, verstehe ich Dich richtig, dass Dir ein „richtiges“, „konsequentes“ Crowdsourcing lieber gewesen wäre? Also „Das Educamp findet nicht statt, wenn das Geld nicht über Spenden zusammen kommt?“

    • @Oliver Tacke: Gerade weil eine ehrenamtliche Planung nicht unproblematisch ist, finde ich es umso wichtiger, die Finanzierung hier noch einmal im Detail zu besprechen. Ich glaube, dass eine offene Aussprache hilfreich sein kann, endlich eine tragfähige Lösung zu finden.

      @Jöran: Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten. Crowdfunding lebt ja davon, dass man einen Gegenwert für sein Geld bekommt, einen kleinen Gegenwert für ein bisschen Geld, viel Gegenwert für viel Geld.

      Das klappt ja beim Educamp aus mehrerlei Gründen nicht. Erstens gibt es als „Produkt“, das man vermarkten kann, nur einen Teilnehmerplatz, der so gut ist wie jeder andere aus, zweitens ist es immer schwer, es als sinnvolle Neuerung zu verkaufen, dass nun etwas Geld kostet, das vorher kostenlos war. Drittens werden kaum Leute fürs Educamp spenden, die selber nicht teilnehmen. Die Zahl der Ansprechpersonen ist also vergleichsweise gering.

      Ich glaube aber dennoch, dass das derzeitige Finanzierungsmodell noch verbessert werden kann, denn:

      1.) Das derzeitige Modell erspart uns nicht die Diskussion um das Sponsoring, denn ich bleibe dabei, dass es sehr schwierig sein wird, in den verbleibenden 6 Tagen 7.000 Euro einzusammeln, zumal der „harte Kern“ der Educamper wohl schon gespendet hat. Es ist daher m. E. sehr wahrscheinlich, dass der Großteil des Geldes wieder von Sponsoren übernommen werden muss. Also stellt sich wieder die Frage: Wen wählt man als Sponsor? Wen lehnt man ab? Auf welchen Kriterien basiert diese Entscheidung?

      2.) Es stellt sich zudem momentan für die breite Masse die Frage, warum sie spenden soll, wenn es theoretisch auch ohne ihre Spende geht (Vgl. den Aufruf: „Können das nicht Sponsoren übernehme?“ – „Ja, klar.“). Wer derzeit spendet, findet die Idee des Educamps toll und will mit der Spende seinen Dank ausdrücken. Aber langfristig ergeben sich weitere Probleme: Bei den Spendern wird sich das Gefühl einstellen, „umsonst“ gespendet zu haben, wenn sie die anderen sehen, die den gleichen Gegenwert bekommen, ohne gezahlt zu haben. Bei denen, die nicht gespendet haben, wird sich das Gefühl breitmachen, nicht ganz gleichwertig gegenüber der Elite zu sein, die durch ihr Geld das Barcamp ermöglicht hat.

      Die Lösung? Wie wäre es denn, für das nächste BarCamp eine Teilnehmergebühr in Höhe von 50, Euro zu erheben? Dann hat jeder das Gefühl, gleich viel wert zu sein und niemand fühlt sich in der Schuld, etwas in Anspruch genommen zu haben, was er nicht bezahlt hat.

      Jetzt ergibt sich das neue Problem, dass wir… na sagen wir einmal 20% Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben, die diesen Betrag aus welchen Gründen auch immer nicht bezahlen können. Könnte man dann für diese Personen nicht eine Art „Patenschaft“ einführen, d. h. jeder, der am Educamp teilnimmt, kann einen weiteren Teilnehmerplatz finanzieren und diese Person dann persönlich kennenlernen.

      Dann wüsste man auch (im Gegensatz zur Situation jetzt) genau, wofür man gespendet hat, denn man würde einer konkreten Person einen konkreten Gefallen tun. Vielleicht könnten ja auch nur diese Plätze von Sponsoren finanziert werden. So oder so hätte man jedenfalls nicht das Gefühl, dass die Spende in einen großen Topf mit den Sponsorengeldern geworfen wird.

      • Wie wäre es denn, für das nächste BarCamp eine Teilnehmergebühr in Höhe von 50, Euro zu erheben? Dann hat jeder das Gefühl, gleich viel wert zu sein und niemand fühlt sich in der Schuld, etwas in Anspruch genommen zu haben, was er nicht bezahlt hat.

        Ich verstehe nicht, warum das Thema nicht in der EduCamp-Community zur Diskussion gestellt worden ist. Dort hätte man einen breiteren Kreis der Betroffenen erreicht und die Diskussion nachhaltig für die Community dokumentieren können. Hier bleibt für mich der Eindruck, dass abstrakt und relativ losgelöst von der tatsächlichen Organisation und Finanzierung der Veranstaltung über Gerechtigkeitsfragen debattiert wird. Und zwar auf eine Art und Weise, die auf nicht unhumorige Art an den Verlauf in der Regel ideologisch geführter Diskussionen um Steuer- oder Verteilungsgerechtigkeit erinnert. Ob es nun „zufriedener“ macht, sich einen einen Platz zu kaufen und damit einem anderen Teilnehmer einen Platz zu ermöglichen (der nun übrigens dem edlen Ticketkäufer zu Dankbarkeit verpflichtet ist) oder anonym und nach Gutdünken einen Betrag der eigenen Wahl spenden zu können (und dafür keine Dankbarkeit zu erwarten), das sei einmal dahingestellt. Es lässt sich nicht messen und wird individuell verschieden sein. Fragen wie diese tauchen zyklisch auf und man sollte vielleicht darauf verweisen, dass in den USA, dem Heimatland des Barcamp-Gedankens, die große Mehrheit wenig Probleme mit der Idee des wohltätigen aber sich ansonsten bedeckt haltenden Stifters hat. Die Diskussion über diese Frage füllt Regalmeter und wir werden sie hier, bei allem Respekt, nicht auflösen können.

        Um den Eindruck der zunehmenden willkürlichen Kritik an der Finanzierungsentwicklung des Educamps zu zerstreuen frage ich dich, Medienistik, daher direkt:

        a) Was ist nun der zentrale Kritikpunkt? Wenn es geht in einem Satz?
        b) Hast du mal ein Barcamp organisiert? Wenn ja: Welches Finanzierungsmodell lag ihm zugrunde? Was sind deine Schlüsse daraus?
        c) Am Rande: Welche „breite Masse“ (Kommentar oben, Punkt 2) meinst du eigentlich?
        d) Und wieso leuchtet dir der Punkt der Kommentatoren von oben nicht ein, dass die freiwillige (!) Spende im Vorfeld eine Möglichkeit darstellt, auf traditionelle Sponsoren zu verzichten, nicht aber die Garantie dafür? Wo ist das Problem an einer zweigleisigen Lösung?

  6. Pingback: Keine Bildung ohne Kuchen! … Kein EduCamp ohne Knete. | Henning Wötzel-Herber

  7. @Andre Wiegernac

    Dass man nicht nur im Mixxt-Forum über das EduCamp redet, war ja schon immer so. Ich frage mich nur, warum das nie jemandem vorgeworfen wurde außer mir jetzt gerade. Ich stimme dir ja zu, dass es schön wäre, alles an einem Ort zu haben, aber eine breit gefächerte Diskussion hat auch Vorteile. Nur so erreicht man z. B. Leute, die vorher noch nichts vom Educamp gehört haben.

    Erlaube mir auch kurz darauf hinzuweisen, dass die Debatte darum, ob Spenden zufrieden machen, nicht von mir angestoßen wurde. Es war ja in dem Spendenaufruf davon die Rede, dass man sich „ein gutes, ein sehr gutes Gefühl“ kaufen könne, wenn man dem Educamp spendet.

    Mein Ansatzpunkt ist, dass man sich diese ganze Debatte sparen könnte, wenn man einfach für das zahlt, was man in Anspruch nimmt. So ist es bei allen anderen Veranstaltungen und Dienstleistungen doch auch. Ich verstehe ja, dass ein BarCamp eigentlich kostenlos sein muss, aber wer sagt denn, dass es kostenloses Essen und Trinken geben muss und eine große Party?

    Das Problem ist doch, dass die Sponsorengelder dafür gesorgt haben, dass das EduCamp – im Gegensatz zu anderen BarCamps – recht opulent ausgestattet ist. Muss das eigentlich sein? Mir persönlich würde es auch reichen, einfach Räume zu haben, in denen man sich trifft und eine Möglichkeit, Essen und Trinken zu kaufen, wenn man das möchte.

    Ich kann es übrigens nicht nachvollziehen, wenn man meine Kritik als „willkürlich“ bezeichnet. Der Grund dafür, warum niemand die Fragen, die ich gestellt habe, beantwortet, zeigt doch, dass die Finanzierung nicht ganz durchdacht ist. Diese für mich noch immer offenen Fragen wiederhole ich hier gerne noch einmal:

    1.) Sorgt eine Spende von 50,- Euro dafür, dass es einen weiteren Teilnehmerplatz gibt? Im Aufruf steht ja unter dem Punkt „Wofür braucht es das Geld?“ der Satz: „Mit ca. 50 Euro kann man einen weiteren Teilnehmerplatz finanzieren.“

    2.) Falls die 8.000 Euro nicht durch Spenden eingenommen werden, unter welchen Gesichtspunkten werden dann Sponsoren ausgesucht?

    Aber abschließend beantworte ich noch gerne direkt deine Fragen:

    a) Das Orgateam des EduCamps hat mit seinem Spendenaufruf die Problematik des Sponsorings nicht beendet, weil aller Voraussicht nach weiterhin Sponsoren nötig sein werden, um das EduCamp zu finanzieren.

    b) Nein. Ich habe daher auch mehrfach in meinen Kommentaren gesagt, dass ich großen Respekt vor der Leistung der Organisatoren habe. Ich halte jedoch den Glauben daran, man könne 8.000 Euro Spenden in 14 Tagen einsammeln, für unrealistisch.

    c) Die „breite Masse“ bezeichnet für mich die Anzahl der eingetragenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer minus die Zahl derer, die gespendet haben.

    d) Das Problem einer zweigleisigen Lösung wäre, dass sie das im Aufruf gesteckte Ziel („Ganz nebenbei würden wir uns die Diskussion ersparen, die um das Sponsoring bei jedem der letzten BarCamps entstanden.“) zunichte machen würde.

    Abschließend noch ein Vorschlag zur Güte: Ja, ich rede hier abstrakt und ohne Kenntnis der Details. Ja, ich kann gut daher reden, weil ich nicht selber organisieren muss. Aber ich zerbreche mir hier nicht stundenlang den Kopf über ein Problem, wenn mir nichts daran liegen würde oder wenn ich nur meckern wollte. Dafür wäre mir meine Zeit zu schade. Ich finde das EduCamp eine unglaublich tolle Veranstaltung auf die ich mich schon sehr, sehr freue. Ich hatte mich daher auch schon eingeloggt bei Paypal und wollte auf „Spenden“ klicken, schließlich hatte ich das Gefühl, diese gute Sache zu unterstützen. Aber ich hatte ein ungutes Gefühl, dass ich mir nicht so ganz erklären konnte. Daher habe ich überlegt, woher das kommt und als ich dann näher über das Finanzierungsmodell nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass es das eigentliche Problem des Sponsorings nicht löst, da in so kurzer Zeit niemals so viele Spenden zusammenkommen werden. Daher habe ich über Alternativen nachgedacht. Denn unter den jetzigen Voraussetzungen wollte ich kein Geld spenden. Ich hätte es auch einfach dabei belassen können, aber ich wollte euch sagen, womit ich ein Problem habe und nicht nur nörgeln, sondern dabei helfen, eine bessere Lösung zu finden. Ich glaube das ist mir nicht ganz gelungen. Aber vielleicht hilft die Diskussion ja doch dabei, neu nachzudenken und vielleicht steht dann am Ende doch eine Lösung, die tragfähiger ist als die bisherige.

  8. Nichts spricht gegen eine Diskussion. Weder hier in einem Blog noch in der Mixxt-Community. Man muss sich, glaube ich, erst einmal an deine sehr absolut und etwas reisserisch daherkommende Schreibe gewöhnen („die breite Masse“, „nie jemandem vorgeworfen wurde außer mir jetzt“ etc.) um zu realisieren, dass es sich hierbei nicht um bloße Polemik handelt sondern um den Versuch, in einen Dialog zu treten. Ich tue das auch und will die Finanzierung des Educamps nicht groß vertreten. Ich kann auch gar nicht für die Organisatoren sprechen, weil ich nicht dazugehöre.

    Trotzdem zwei Ergänzungen zu meinen Punkten:
    a) Ich hätte es konstruktiver gefunden, der Community dort ein Gesprächsangebot zu unterbreiten, wo sie es mitbekommt. In ihrem Forum. Mit einem Vorwurf hat das nichts zu tun.
    b) Ja. Fünfzig Euro sorgen dafür, dass es einen zusätzlichen Platz gebenb kann. So habe ich es verstanden.
    c) Falls die 8.000 Euro nicht durch Spenden eingenommen werden, werden die Sponsoren unter den bisher üblichen Gesichtspunkten nach Maßgabe der Organisatoren ausgesucht. Mit dem Unterschied, dass sie vorher zur Diskussion gestellt werden: http://educamp.mixxt.de/networks/forum/thread.254812

    Alle anderen Probleme sind damit für mich keine mehr. Du spendest nicht, ich hab’s getan. Es werden Sponsoren hinzukommen. Alles gut. Ich fühle mich nicht ausgenutzt, du dich auch nicht. Ein Sturm im Wasserglas legt sich.

  9. Eigentlich war es nicht Ziel der Diskussion, dass man am Ende „alles gut“ findet. Was du als reißerisch bezeichnest, würde ich engagiert nennen. Und wie man das mit Polemik verwechseln kann, verstehe ich nicht.

    Warum kannst du denn die Finanzierung des EduCamps „nicht groß vertreten“? Wohl doch deshalb, weil du sie – wie ich auch – nicht ganz durchschaust. Fünfzig Euro sorgen also dafür, „dass es einen zusätzlichen Platz geben kann“. Woher kommt es denn, dass du sagst „So habe ich es verstanden.“ Das sagt man doch nur, wenn man zweideutige Informationen hat, die man so oder so deuten kann.

    Henning hat es ja in seinem Kommentar oben beschrieben, dass es bei der Spendenaktion darum ging, „einen Sockel zu finanzieren“. Das liest sich aber in dem Spendenaufruf ganz anders. Dort steht, dass die Grundidee des BarCamps ist: „Wir machen das selber“. Aber genau das passiert doch nicht. Man hat jetzt zwar mehr Geld zur Verfügung, kann aber trotzdem nicht auf Sponsoren verzichten.

    Das ist kein durchdachtes neues Finanzierungskonzept, sondern klingt für mich wie eine Notlösung aus Geldknappheit – warum sonst dieser ungewöhnliche Zeitdruck. Wenn dem so ist, sollte man das allerdings auch klar benennen und nicht so tun, als erwarte man wirklich, dass in 14 Tagen 8.000 Euro an Spenden zusammenkommen.

  10. Ich habe alles so verstanden, wie ich es verstanden habe. Henning hat geschrieben, wie er das Finanzierungskonzept verstanden hat. Das hat er auch deutlich gemacht, imho. Und du hast schließlich ebenfalls alles so verstanden, wie Du es eben verstanden hast (oder halt auch nicht). Das Wesen von Informationen ist, dass sie der Interpretation bedürfen. Also versuch nicht weiter, mir Zweideutigkeit einzureden wo ich keine finde.
    Ich finde übrigens auch nicht „alles gut“, aber ich ziehe einen Schlussstrich unter diese „Diskussion“ hier. Für mich. Ich habe kein Problem mit dem Crowdfunding-Versuch, habe ich jetzt schon dreimal geschrieben. Da es freiwilliog ist, tut es Dir keinen Zwang an. Spende halt nicht oder mach was Du willst. Schreib‘ von mir aus ein alternatives Finanzierungskonzept aus und stell es bei Mixxt zur Diskussion. Oder hier. Oder sonstwo. Ich habe jedenfalls keine Lust auf diese Pseudo-Investigativjournalismus-Melodie, die das Grundthema dieses Blogposts und deiner Kommentare darstellt.

  11. @Andre Wiegernac
    Du hast ja recht – irgendwann ist auch mal gut. Aber gerade weil manche Informationen interpretiert werden müssen, ist es doch sinnvoll, wenn sie kontrovers diskutiert werden.

    Das Ziel wäre es doch, dass ein Finanzierungskonzept so formuliert wird, dass der Interpretationsspielraum möglichst gering ist. Unsere unterschiedlichen Vorstellungen basieren doch auf einem Mangel an Wissen, den man beseitigen könnte.

    Nur für den Fall, dass du vielleicht doch noch einmal in die Diskussion einsteigst – was hältst du denn von dem Vorschlag, dass jeder Essen und Trinken selbst bezahlt. Meine Vermutung wäre, dass sich die Kosten da auf einen Schlag mindestens halbieren würden. Dadurch wird niemand ausgeschlossen und wenn doch jemand dem Hungertod nahe ist, backt Henning schnell einen Kuchen 😉

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