Mein privates Schul-Internet: Die OER-Cloud

OER-Cloud LogoDie Bildungswelt diskutiert derzeit die Vor- und Nachteile der Schul-Cloud vs. der Microsoft- Apple- oder Google-Cloud – als jüngste Beispiele seien nur der Beitrag „Die Googlisierung der Schulen“ vom Deutschlandfunk Kultur und der Blogbeitrag zu Office 365 von Damien Duchamps genannt.

Vor allem der Datenschutz, die Kosten und die langfristige Bindung an einen Anbieter bereiten Schulen große Probleme. Soll der reibungslose Ablauf in der Schule in Zukunft abhängig sein vom Internet und einem globalen IT-Konzern, der allein aus kommerziellem Interesse im Bildungsmarkt präsent ist?

Wie schön wäre es, wenn man als Lehrkraft seine eigene Cloud mit in den Unterricht bringen könnte, die so klein ist, dass sie in die Hosentasche passt, mit freier Software läuft und gleichzeitig die wichtigsten Features der großen Brüder bietet.

Genau das bietet die OER-Cloud, die auf dem 35,- Euro teuren Mini-Computer Raspberry Pi läuft und auf der MoodleBox basiert. Mit ihr können Lehrkräfte, Dozenten oder IT-Trainer…

  • digitale Materialien an Schüler und Studenten verteilen können, auch ohne Internet.
  • eine Cloud nutzen, ohne private Daten Google, Apple oder Microsoft anvertrauen.
  • Dateien von Macs, PCs, Linux-Rechnern, iPads, iPhones und Android-Geräten einsammeln.
  • auch ohne Internet mit digitalen Medien arbeiten.
  • auf digitalem Weg Feedback einholen.
  • auf Open Source-Software setzen!

Für insgesamt ca. 50,-€ Materialkosten kann sich jeder eine eigene Cloud erstellen, die dies alles und noch mehr bietet. Das Projekt basiert auf Open Source-Software und funktioniert völlig unabhängig von der IT-Infrastruktur der Schule.

Was ist die OER-Cloud?

Dahinter verbirgt sich ein Moodle-System, das auf einem Raspberry Pi-Computer läuft. Wer mit der Cloud arbeiten möchte, enthält einen anonymen Code, mit dem er die Möglichkeit erhält, Dateien in der Cloud zu speichern, vorbereitete Dateien abzurufen oder z. B. einen Diskussionsbeitrag zu schreiben.

Die OER-Cloud basiert auf der MoodleBox und ist für den kurzfristigen Einsatz gedacht. Nach der Benutzung können die Daten gesichert und die Cloud gelöscht und für den nächsten Einsatz vorbereitet werden.

Die OER-Cloud eröffnet ein eigenes WLAN-Netz, in das sich alle Nutzerinnen und Nutzer einloggen. Dadurch ist das System völlig unabhängig von anderen Hotspots oder Access-Points. Sie funktioniert immer und überall, selbst wenn das Internet einmal ausfällt.

Warum soll ich die OER-Cloud nutzen?

Wie man die OER-Cloud einrichtet und nutzt ist im neuen Themenheft nachzulesen.

Wie man die OER-Cloud einrichtet und nutzt ist im neuen Themenheft nachzulesen.

Weil sie für einen sehr überschaubaren Preis viele Funktionen bietet, die sonst nur kostenpflichtige Dienste anbieten. Darüber hinaus muss man sich keine Gedanken über den Verbleib persönlicher Daten machen, da die Cloud nicht mit dem Internet verbunden ist.

Zur OER-Cloud gehört ein anonymisiertes Verzeichnis der Nutzer, das ausgedruckt und an Schülerinnen und Schüler bzw. Studierende verteilt werden kann. Auf dem System selbst werden keine Namen o. Ä. gespeichert, dennoch kann man (z. B. mit Hilfe einer nummerierten Namensliste) nachvollziehen, welcher Eintrag bzw. welche Datei von welchem Nutzer stammt. Somit werden auch die Strengen Vorgaben des Landes NRW zum Datenschutz an Schulen eingehalten.

Im neuen Themenheft wird die Installation und Handhabung detailliert erläutert.

Zusätzlich habe ich ein Video-Tutorial in sieben Teilen erstellt, das die Einrichtung Schritt für Schritt erklärt.

 

3 Kommentare zu “Mein privates Schul-Internet: Die OER-Cloud

  1. Schicke Lösung. Da bekommt man Lust zum Basteln, wie bei allen deinen tollen Anleitungen.

    Komplett entkommt man dem Thema Datenschutz mit dieser Lösung jedoch auch nicht, je nach Einsatzszenario der OER Cloud. Auch wenn die Nutzer pseudonymisiert sind, geht es um personenbezogene Daten, denn die Lehrkraft, welche die OER Cloud betreibt, kann die Verbindung zwischen Betroffenen und Daten herstellen. Fällt die OER Cloud in fremde Hände, ist ein Personenbezug je nach gespeicherten Inhalten/Daten durchaus herstellbar, sei es über Inhalte der Dateien oder über Metadaten.
    Rein formell wäre also eine Einwilligung der Betroffenen vor der Nutzung erforderlich inklusive einer ausreichenden Information über die Datenverarbeitung. Als Betreiber der OER Cloud muss die Lehrkraft dafür Sorge tragen, dass durch technische und organisatorische Maßnahmen der Schutz der verarbeiteten Daten sichergestellt ist.
    Handelt es sich um eine private OER Cloud, sollte die Schulleitung das Vorhaben absegnen. Besser ist es von daher, wenn die OER Cloud der Schule gehört und damit quasi ein Dienstgerät ist. Damit ist dann an erster Stelle die Schule verantwortlich für den technischen und organisatorischen Teil der Datensicherheit und erst an zweiter Stelle die Lehrkraft.

    (Was mal wieder zeigt, mit dem Thema Datenschutz kann man auch die leckerste Suppe versalzen.)

    • Sehr geehrter Herr Hübner,

      mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel zur OER-Cloud gelesen (auch den Kommentar dazu von Damian Duchamps) und das Themenheft heruntergeladen.

      Ihr Angebot „Ich freue mich über weitere Anregungen und Vorschläge – entweder per Mail an info@medienistik.de,……..“ möchte ich gerne annehmen und ein paar Gedanken, vielleicht auch Anregungen formulieren.

      Als ehemaliger, mittlerweile pensionierter Lehrer habe ich mich schon sehr frühzeitig für ein Einsatz digitaler Medien in Schulen eingesetzt, insbesondere auch für Einsatz von Lernplattformen (erst Lotus-LearningSpace von 1996 bis 2002 und ab 2002 für Moodle), so wie es das KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ für alle Schulen vorsieht/vorschreibt.

      Insofern bin ich natürlich sehr erfreut darüber, dass Sie als Basis für die OER-Cloud das Lernmanagementsystem Moodle gewählt haben. Allerdings habe ich so einige Zweifel, ob es Ihnen mit der MoodleBox auf einem Raspberry Pi gelingt, die vielfältigen Möglichkeiten des Lernmanagementsystem Moodle zu nutzen.

      Haben Sie kooperatives Arbeiten in einem Wiki oder auch die von Ihnen erwähnte Chat-Funktion wirklich mal in der Praxis mit 20 oder mehr Schülern auf einem Pi ausprobiert? Welchen pädagogischen Sinn macht eigentlich die Chat-Funktion im Präsenzunterricht? Wäre es nicht sinnvoller im Klassenraum einfach miteinander zu reden?
      Pädagogische Einsatzmöglichkeiten und Vorteile sehe ich dagegen eher in der Nutzung des Forums. Während im „normalen“ Unterricht häufig nur die durchsetzungsfähigen SuS zu „Wort“ kommen, können Sie mithilfe des Forums sehr schnell aufdecken, dass es auch qualifizierte Beiträge von den SuS gibt, die sich selten oder kaum zu Wort melden. Das Forum können Sie z.B. beim Einstieg nutzen, um eine erste noch unreflektierte Stellungnahme und zwar von allen SuS abzufordern, aber auch während der Erarbeitungs- und Auswertungsphasen.
      Ich finde es schade, dass Sie diese vielfältigen Möglichkeiten des Forums in Ihrem Beitrag nicht erwähnen. Hinzu kommt, dass nach meiner Einschätzung die Nutzung des Forums eine Vorstufe des gemeinsamen Arbeiten an Texten ist.

      Da es bei der OER-Cloud (so wie ich es verstanden habe) hauptsächlich darum geht, digitale Daten möglichst einfach und schnell im Klassenzimmer auszutauschen, wäre es da nicht sinnvoller, die PirateBox von David Darts einzusetzen? Bei der PirateBox wird kein Overhead produziert und der Pi-Prozessor optimal ausgenutzt.

      Ihre Aussage im ersten Satz des Vorwortes hat mir sehr gut gefallen, weil sie mir nur allzugut bekannt ist. Dort schreiben Sie: „Lehrkräfte sind es gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, wenn es funktionieren soll.“
      So pfiffig die Idee der „OER-Cloud“ auch sein mag, sie ist, nehmen Sie es mir bitte nicht übel, ein Rückzug ins Private.
      Nehmen Sie die folgenden Gedanken nicht so ganz ernst.
      Bei rd. 180.000 Lehrkräften in NRW kostet Ihre Digitalisierungsstrategie bei 50,00 Euro Hardware insgesamt 9.000.000 Euro. Auch wenn man für die Installation nur wenige Minuten benötigt kalkuliere ich mal eine Stunde, bis sich ein Kollege/Kollegin mit diesem System in die „Produktion“ begibt. Abgesehen von 180.000 Lehrerfehlstunden fallen bei rd. 50 Euro Brutto pro Stunde nochmals rd. 9.000.000 Euro kalkulatorische Kosten an. Insgesamt kostet das System OER-Cloud rd. 18 Millionen Euro.
      Glaubt man den öffentlich zugänglichen (Sitzungs-)Protokollen (Landschaftsverband Rheinland), dann kostet LOGINEO.NRW dem Land dagegen nur rd. 3.6 Millionen.
      Die OER-Cloud hat allerdings den Vorteil, dass sie funktioniert und im UNTERRICHSBETRIEB eingesetzt werden kann, während LOGINEO.NRW, abgesehen von den technischen Mängeln, ohne die kommunale Komponente lediglich im BILDUNGSMANAGEMENT eingesetzt werden kann.
      Beide(Cloud-) Lösungen erscheinen mir nicht sinnvoll

      Wenn es darum geht die Zukunft zu gestalten, dann müssen wir gegen Bürokratie und Ignoranz ankämpfen und uns pfiffige Konzepte und Lösungen ausdenken, die die Transformation in die Zukunft ermöglichen.
      Die MoodleBox, auch wenn ich ein bekennender Moodle`ianer bin, kann diese Transformation sicherlich nicht leisten.
      Die MoodleBox verwendet keine typischen modernen Cloud-Techniken, die es ermöglichen, ganze IT-Infrastrukturen und/oder Microprozesse abzubilden. Es handelt sich um schlichtes Web-Hosting.
      Etwas irritiert hat mich auch der Begriff OER, den Sie für ihr „privates Schul-Internet“ benutzen, obwohl ich es durchaus für legitim halte, einen griffigen Marketing-Namen zu benutzen, der den derzeitigen Mainstream widerspiegelt. Bei OER handelt es sich um Inhalte. Neben den urheberrechtlich geschützten Werken der etablierten Verlage wird der Anteil von OER in Zukunft sicherlich ansteigen; der größte Anteil der von den 180.000 Lehrkräften in NRW produzierte Bildungsmaterialien wird nach meiner Einschätzung aber weiterhin ein rechtsloses Dasein fristen. Nach meiner Auffassung gehören die im Rahmen eines Dienstgeschäftes erstellten Unterrichtsmaterialien der Organisationseinheit Schule. Meine Kollegen haben das immer anders gesehen. An meiner (ehemaligen) Schule haben wir mehr als 5 Jahre benötigt, bis ca. 60% des von den Kollegen erstellten Unterrichtsmaterials nicht mehr in den privaten Homeverzeichnissen verwaltet wurde, sondern in gemeinsam benutzte Ordner (GBO). Referendare wurden „freiwillig“ angehalten, ihre Unterrichtsreihen grundsätzlich in die GBO einzustellen, damit diese Materialien auch weiterhin für die Schule nutzbar sind.

      Da die MoodleBox (OER-Cloud) aus den o.a. Gründen die notwendige Transformation nicht leisten kann und die im Oktober 2014 angekündigte LandesCloud LOGINEO.NRW bis heute nicht funktioniert, sind engagierte Lehrkräfte i.M. dabei, eine „medienBox“ unter Verwendung neuester CLoud-Techniken zu entwickeln.
      Die „medienBox“ soll den analogen Medienschrank in der Schule ergänzen. Aufgrund der besonderen Konstruktion und der verwendeten Cloud-Techniken, kann dieser „digitale Medienschrank“ je nach verfügbarer Internetkonnektivität entweder physisch in der Schule als PRIVATE CLOUD oder auch als PUBLIC CLOUD bereitgestellt werden. Selbst eine Hybrid-Lösung ist denkbar. Ein System befindet sich derzeit in der praktischen Erprobung. Als Wirtssystem kommt ein NAS-Gerat der Firma QNAP zum Einsatz, welches von der Schulsekretärin bedient werden kann. Dem Schulträger kam es darauf an, das kein speziell ausgebildeter Netzwerktechniker für die Wartung und Pflege des Betriebssystems der Hardware (Wirtssystem) bereitgestellt werden muss. Das Betriebssystem wird automatisch upgedatet, so wie es beim Ipad oder bei Windows üblich ist.

      In der „medienBox“ kommen ausschließlich OpenSource Enterprise Applikationen zum Einsatz, die auch als Community Edition lizenzfrei zur Verfügung stehen. Durch die strikte Trennung zwischen Runtime-Service und Data-Service in unterschiedlichen Netzen können die „Pferde“ per Mausklick innerhalb von Minuten ausgetauscht werden.
      Die gesamte Basis-IT-Infrastruktur der medienBox besteht derzeit aus 16 Netzwerken und 8 virtuellen Switchen, die an max. 4 physischen 10-G/bit-Ports mit Internetkonnektivität versorgt werden können.
      Zum Einsatz kommen folgende Kern-Komponenten:
      – Lernmanagemensystem – Moodle
      – ePortfoliosystem – Mahara (Verbindung mit Moodle via Mnet) = „elektronisches Hausaufgabenheft der SuS“
      – Datei-/Filemanagement – NextCloud (Verknüpfung mit dem Moodle-FilePicker via OAuth im Moodle Core)
      – OnlyOffice (als Alternative zu Microsoft Office)
      – Benutzerdatenbank OpenLDAP (automatisch gespeist aus der Schild-Datenbank = Einbahnstraße)
      – Benutzerverwaltung KeyCloak (SAML, OAuth2, OpenID, 2FA mit FreeOTP usw.)

      Mit großem Interesse verfolge ich natürlich auch die Diskussion über die Cloud-Angebote von Microsoft, Apple oder Google und habe auch Damien Duchamps Blogbeitrag zur Office 365 zur Kenntnis genommen. Allerdings schätze ich das Verhalten des Hessischen Datenschutzbeauftragten bezügl. eines Verbots von Office 365 völlig anders ein. Dem Mann war überhaupt nicht klar, das er mit seiner Forderung nach einem Verbot hoheitliche Aufgaben der selbständigen Kammern behindert.
      Vielleicht liegt die Lösung ja genau in der Mitte zwischen der OER-Cloud im privaten Schul-Internet und einer Landes-/BundesCloud, wenn man die Amerikaner mal außen vor lässt.Gegen die „kostenlose“ Nutzung von Diensten habe ich überhaupt nichts einzuwenden, sofern man durch die Nutzung nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis gerät. Ich habe da so meine Erfahrungen mit IBM, Microsoft, Novell, SUN-Microsystems, Lotus etc. gemacht. Zuerst wird man „angefüttert“ und hoffiert, danach wird man gnadenlos abkassiert.

      Viele Grüße
      Dieter Pannen

  2. Pingback: Going viral – der unheimliche Boom digitaler Bildung in der Corona-Krise « Medienistik Blog

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