
Bereits jetzt sagenumwoben: Der Calliope mini
Der Name hätte nicht besser gewählt werden können: Calliope, die Muse der Dichtkunst, ist Namenspatronin des neusten Gadgets für die digitale Bildung, um das sich bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin Mythen und Geschichten ranken.
So bezeichnete etwa Patrick Beuth das Gerät in der ZEIT als: „[d]ie vielleicht größtmögliche Umwälzung des deutschen Schulsystems“. In der Welt schwärmte Andreas Fasel: „In Fachkreisen wird schon geraunt, der Calliope mini könne das Schulsystem revolutionieren.“ Weiterhin ist von einem „Computer für die gesamte Schulzeit“ die Rede.
Das Fazit all dieser Berichte lässt sich in einem Satz zusammenfassen:
Auch wenn solche Hofberichterstattung die Macher des Geräts sicherlich freut und auch ich über jede Initiative froh bin, die Kindern das Programmieren beibringen möchte, führen solche Berichte weniger gut informierte Leserinnen und Leser in die Irre, da sie falsche Vorstellungen von der kleinen Platine und deren Einsatzmöglichkeiten bekommen.
Selbst die Bundesregierung setzt falsche Informationen zum Calliope in die Welt. Sie schrieb am 18. November auf ihrer Internetseite: „Auf der handflächengroßen, sternförmigen Platine sind verschiedene Funktionen, wie beispielsweise ein Kompass, ein Mikrofon, ein Prozessor und zwei Motoren angebracht.“ Diese Motoren müssen sehr klein sein, ich habe sie bislang jedenfalls nicht entdecken können.
Die Muse der Dichtkunst hat also ganze Arbeit geleistet, aber was steckt nun wirklich in dem Gerät? Ist es die erhoffte Revolution der digitalen Bildung?
Was ist der Calliope mini?
Schon die Bezeichnung als „Computer“ ist für IT-Laien missverständlich, passender wäre vielmehr die Bezeichnung „Mikrocontroller“, denn der Calliope lässt sich nicht – wie etwa der Raspberry Pi – autonom nutzen, sondern setzt die Verwendung eines Computers oder Smartphones/Tablets voraus.
Auf dem Board befinden sich mehrere Sensoren, etwa zur Bestimmung der Lage im Raum, sowie zwei Knöpfe und ein rudimentäres Display, bestehend aus 25 roten LEDs. Nach Meinung der Macher soll dies „unzählige kreative Möglichkeiten“ eröffnen.
Auch wenn die Platine noch nicht offiziell erhältlich ist, lässt sich der Informationsgehalt solcher Werbeversprechungen recht gut überprüfen, denn der Calliope mini ist – entgegen mancher Behauptungen in der Presse – keine komplette Neuentwicklung. Er ist vielmehr die Adaption eines Konzepts aus England.
BBC micro:bit und CodeBug

Der CodeBug (Bildquelle: http://www.codebug.org.uk)
Die direkte Vorlage ist der BBC micro:bit. Dabei handelt es sich um eine sehr ähnlich aufgebaute Platine, die von der englischen BBC zum Einsatz in Schulen entwickelt wurde. Der micro:bit wurde in einer Stückzahl von 1 Million hergestellt und kostenlos (auf Anfrage) an Schulen in England verteilt.
Auch der Calliope mini soll kostenlos an alle Drittklässler verteilt werden. Ab Februar 2017 soll im Saarland jedes Schulkind der dritten Klasse ein Exemplar bekommen. Zielgruppe des micro:bit waren jedoch Kinder der „Year 7“-Stufe (ungefähr 11 Jahre). 29 Partner waren in England bei der Konzeption und Herstellung involviert, u. a. Microsoft und Samsung.
Das folgende Video gibt einen kurzen Überblick über den BBC micro:bit:
Interessant ist, dass bereits beim micro:bit Bedenken geäußert wurden, ob das Gerät überhaupt nötig sei:
Why is it that every initiative to teach programming seems to involve launching yet another new piece of hardware? Don’t we have enough Pis, Androids and PCs to do the job?

Calliope und micro:bit im Vergleich
Bei einem Test auf golem.de hat die Platine zudem nicht besonders gut abgeschnitten. Unter der Überschrift „Schulrechner muss noch dazulernen“ wurden vor allem die mangelhafte Software und Fehler in der Bluetooth-Hardware bemängelt.
Nach eigenen Angaben standen die Entwickler des Calliope mini in engem Kontakt mit dem micro-bit-Team, daher bleibt zu hoffen, dass sie aus den Fehlern gelernt und das Gerät ausgiebig getestet haben, so dass es im Klassenzimmer reibungslos funktioniert.
Aber selbst der BBC micro:bit war keine völlige Neuentwicklung. Ihm ging der „CodeBug“ voraus, der am 13. April 2015 über Kickstarter finanziert wurde. Auch der CodeBug ähnelt dem Calliope stark, er besitzt ebenfalls 25 LEDs, 2 Knöpfe und einen microUSB-Anschluss, darüber hinaus bietet er eine Anschlussmöglichkeit für den GPIO-Port des Raspberry Pi. Auch der CodeBug wurde auf Golem ausführlich getestet. Das folgende Video gibt einen kurzen Überblick über die wesentlichen Features:
Alter Wein in neuen Schläuchen

Der Calliope beim IT-Gipfel (Bildquelle: Twitter – @BMWi_Bund)
Wer also das Angebot an elektronischen Gadgets für die Schule in den letzten Jahren etwas verfolgt hat, den kann der Calliope mini nicht wirklich begeistern, denn er bietet gegenüber dem CodeBug und dem micro:bit kaum Neuerungen.
Auch die didaktischen Konzepte, die u. a. vom Cornelsen-Verlag erarbeitet wurden, sind recht uneinheitlich. Es gibt beispielsweise Materialien der Bergisches Universität Wuppertal, die recht anspruchsvoll sind. Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse sollen darin z. B. folgende Aufgabe bearbeiten:
„Versuche – mithilfe der kennengelernten Kontrollstrukturen – einen Algorithmus zu formulieren, der sich um die Bewässerung einer Topfpflanze kümmert“
Die Unterrichtseinheit zur Pflanzenbewässerung bleibt außerdem in der Theorie hängen. Man hat am Ende nicht wirklich eine Pflanzenbewässerung gebaut, sondern lediglich theoretisch erarbeitet, wie sie aussehen könnte.
Zudem fällt auf, dass es sich bei fast allen Unterrichtsprojekten um Nachbauten ganz ähnlicher Versuche handelt, die es bereits beim CodeBug gab. Hier ist etwa ein Video, das die Überwachung der Pflanzenbewässerung mit dem CodeBug und einem Raspberry Pi zeigt:
Gleiches gilt für das Material zum Programmieren eines digitalen Würfels. Hier die Materialien von Cornelsen (S. 10), hier das Original von der CodeBug-Seite.
Ein weiteres Beispiel: Die Programmierung eines Countdowns: Hier das Original und hier die Version von Cornelsen (S. 14).
Weitere Materialien, die auf der Internetseite des Calliope angeboten werden, sind sowohl optisch als auch inhaltlich ganz anders gestaltet. In einigen Arbeitsblättern, etwa zum Anschluss des Calliope, werden auf den Bildern zwar Kinderhände gezeigt, trotzdem wird der Leser gesiezt. Bei Cornelsen heißt es „Der Calliope“, auf der offiziellen Internetseite hingegen „Das Calliope“.
Too young to Pi?
Im Zusammenhang mit dem Calliope mini wurde immer wieder auch der Raspberry Pi erwähnt. Er wird etwa von Beuth in der ZEIT als „vergleichbarer Kleincomputer“ bezeichnet, jedoch sei der Calliope „besser ausgestattet und speziell für den Gebrauch im Schulunterricht konzipiert.“
Die Professorin Gesche Joost, Internetbotschafterin der Bundesregierung und eine der Köpfe hinter dem Calliope, äußerte sich auf Twitter ebenfalls zum Pi:
Auf Grundlage meiner nunmehr ca. vierjährigen Arbeit mit dem Pi in der Schule und in Workshops muss ich beiden Aussagen widersprechen. Vor allem, dass der Calliope „besser ausgestattet“ sei, ist kaum nachvollziehbar. Schließlich hat der Raspberry Pi WLAN und Bluetooth verbaut, 4 USB-Anschlüssen, einen Netzwerk-Anschluss sowie Anschlussmöglichkeiten für eine Kamera und ein Display.
Aber der Vergleich von Calliope und Raspberry Pi ist ohnehin schwierig, da die Geräte völlig andere Ansätze verfolgen. Der Pi ist ein vollständiger Computer, auf dem sich unterschiedliche Betriebssystem installieren lassen, u. a. Raspbian mit integriertem Browser, Office-Paket und E-Mail-Client.
Aber auch die Aussage, dass der Pi zu kompliziert für Grundschulkinder ist, stimmt nicht. Beispiele gefällig? Hier erklärt der siebenjährige Philip, wie er sein erstes Spiel auf dem Pi programmiert hat, Arnav Sharma, 9 Jahre alt, hat mit dem Pi einen Asthma-Monitor entwickelt, die siebenjährige Amelia hat zusammen mit ihrem fünfjährigen Bruder eine „Bienenbox“ gebastelt und programmiert und hier erklärt die ebenfalls 7 Jahre alte Hannah, wie sie mit ihrem Vater einen Raspberry Pi zum Amazon Echo umgebaut hat:
Unklar ist für mich zudem, warum ein Mikrocontroller, der immer die Bedienung eines Computers voraussetzt, leichter zu bedienen sein soll als der Pi, der gerade durch die neue Pixel-Software (die es jetzt übrigens auch für jeden PC gibt) nicht schwerer zu bedienen ist als jeder andere PC. Programme wie Scratch (das ja vom MIT speziell für Grundschulkinder konzipiert wurde) und Minecraft begeistern auch junge Kinder und eignen sich hervorragend dazu, zu verstehen, wie Computer funktionieren und wie man sie programmiert.
Fazit
Der Calliope ist ein faszinierendes Gadget und wird für viele Grundschulkinder den Einstieg in die Welt des Coding bedeuten. Vielleicht wird auch der Traum von Maxim Loick aus dem Calliope-Team wahr, der gerade auf seinem Blog geschrieben hat:
„[V]ielleicht trage ich gerade meinen kleinen Teil dazu bei, die Welt zu verbessern – vielleicht nicht die ganze Welt, aber vielleicht die von einem Mädchen, das eines Tages sein eigenes datengetriebenes Geschäftsmodell auf die Straße bringen wird.
Ähnlich äußerte sich in einem Interview mit WIRED auch Jessica Cecil, verantwortlich für das „Make It Digital“-Projekt der BBC:
„My vision is someone sitting as my successor in 30 years‘ time, pointing to people who have careers in digital creativity as a result of what we’re doing now, just as happened with the BBC Micro.“
Der Calliope wird sicherlich von vielen Grundschülerinnen und Grundschülern als auch deren Eltern begeistert angenommen werden. Eine Revolution des Bildungswesens – wie es die ZEIT vermutet – ist er jedoch nicht einmal ansatzweise. Das Konzept ist bekannt, ähnliche Hardware hätte auch vorher schon von Grundschulen angeschafft werden können.

Schwer zu toppen: Der Raspberry Pi
Als Lehrer würde ich zudem weiterhin jedem (auch jeder Grundschullehrerin und jedem Grundschullehrer) dazu raten, den Einstieg in die Welt des Coding mit dem Raspberry Pi zu wagen. Das Gerät ist in Bezug auf Hard- und Software absolut ausgereift, es gibt unendlich viele Materialien und Projektideen für jedes Alter und man braucht vor allem keinen zusätzlichen PC, um den Pi in Betrieb zu nehmen.
Mittlerweile wurden über 11 Millionen Pis verkauft, von der kostenlosen Zeitschrift The Mag Pi gibt es bereits über 50 Ausgaben voll mit Tipps, Bastel- und Programmieranleitungen. Dutzende Anbieter haben Zubehör für den Pi entwickelt, das günstigste Modell Pi Zero kostet mit 5,- Euro nur einen Bruchteil des Calliope und ist gleichzeitig ein vollwertiger Computer, auf den der Calliope-Werbeslogan „unzählige kreative Möglichkeiten“ viel besser passt als auf den Calliope selbst.
Zudem gibt es rund um den Pi eine riesige Community – am 14. Januar 2017 findet etwa das Pi-and-More-Treffen an der Universität in Krefeld statt, bei dem sich Bastler, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Programmierer treffen und voneinander lernen können.

Tolles Pi-Projekt: einen Joystick basteln und programmieren
Ich veranstalte selbst gerade einen wöchentlichen Workshop mit Grundschulkindern, die sich ihren eigenen Controller für den Pi basteln und mit Scratch programmieren.
Überfordert fühlt sich hier niemand und gleichzeitig kann man den Kindern anhand des Pi erklären, wie Computer funktionieren, denn der Pi ist der Computer und man benötigt nicht wie beim Calliope zwei Geräte, eines davon ein herkömmlicher PC mit allen damit zusammenhängenden Problemen, angefangen bei der Wartung über die Softwarelizenzen bis hin zum Virenschutz.
Aber was hältst Du vom Calliope? Ist er ein Schritt in die richtige Richtung? Schreib doch einfach einen Kommentar unter diesen Artikel, um Dich an der Diskussion zu beteiligen!
Weiterführende Links:
- Wer einen Calliope mini haben möchte, kann sich noch bis zum 15. Januar an der Crowdfunding-Kampagne beteiligen: Für 30 Euro erhält man ein Calliope-Starterset, das voraussichtlich im April 2017 geliefert wird.
- Zu den Schwierigkeiten bezüglich der Finanzierung des Calliope-Projekts und seiner Nähe zur Politik liest man am besten den Artikel von Christian Füller und die Kommentare.
- Dazu passt die Stellungnahme von Stephan Noller aus dem Calliope-Team zur Frage der FInanzierung des Projekts.
- Hier lässt sich der CodeBug für ca. 18,- Euro kaufen.
- Hier lässt sich der BBC micro:bit kaufen (ebenfalls für ca. 18,- Euro).
- Hier gibt es ein Interview in der WIRED mit der Calliope-Gesellschafterin Gesche Joost.
- Die tolle Ben Heck Show hat eine eigene Sendung zum CodeBug und dessen Programmierung.
Hallo, danke erstmal für den ausführlichen Review. Ich verstehe zwar die Haar-in-der-Suppe Attitüde nicht so ganz, aber es ist vermutlich müssig darauf einzugehen. Nur so viel: wir sind mit dem Projekt noch am Anfang und es ist noch nicht alles perfekt. Tut uns leid. Vermutlich haben viele der in diesem Sinn Kritisierenden hervorragende Projekte in der Mache, die alle noch den nötigen Perfektionsgrad erreichen müssen um bekannt gegeben werden zu können…😉
Zum Raspberry Pi. Der Vergleich ist tatsächlich schwierig, aber es kann für mich keinen Zweifel daran geben, dass er für den _flächendeckenden_ Einsatz in der Grundschule nicht geeignet ist. Klar in einer besonders betreuten AG oder in einem Projekt, aber um SchülerInnen im ganz normalen Sach-Unterricht einen einfachen Zugang zu digitalen Arbeitsmitteln zu geben, ist er definitiv ungeeignet. Bzw. andersrum gefragt: wenn er so gut geeignet ist, warum sehen wir dann keinen flächendeckenden Einsatz, auch nicht in UK?
Ein anderer Aspekt ist, dass der RPi auch schlicht zu teuer wäre, denn in Kombination mit dem nötigen Zubehör und einer Grundausstattung an Sensoren und Aktoren kommt man schnell jenseits von 100EUR. Und hat dann ein Sammelsurium von Kabeln und Steckverbindern, wo ich einfach mal sehen möchte, wie das in 25-facher Ausfertigung in einer normalen Land-Grundschule so funktionieren soll…
Stephan, das Problem ist nicht die „Komplexität“ des Raspi und wie sie alle heißen, weshalb sie nicht genutzt werden, sondern das Personal. Aber das soll jetzt nicht als Vorwurf ans Personal verstanden sein, sondern das ist einfach die Herausforderung. Der Fokus muss *viel stärker* dahin gerichtet werden!! Der Calliope wird genauso scheitern, wenn man das nicht *zentral* berücksichtigt. Dann werden zwar viele Kinder so einen Calliope-Controller besitzen, aber kaum was damit anfangen können, falls sie nicht fähige Freunde oder Eltern haben.
BTW Ich kenne zahlreiche Lehrerinnen (und Schulsekretärinnen!!) die eine Überschrift über die Leertaste zentrieren. Merkt ihr das Problem? 😉
Schon klar, Personal und Begleitmaterial sind Schlüsselthemen. Das haben wir auch nie anders gesagt. Und deswegen wird im Saarland gerade mit einem Team von lokalen Grundschul-LehrerInnen an einer Qualifizierungs-Massnahme für das Personal gearbeitet und an speziellem Begleitmaterial – bevor die Boards ausgeteilt werden. Aber selbst mit geschultem Personal halte ich den RPi im Vergleich zum Calliope (oder microbit/codebug) für deutlich unterlegen. Der ist für die weiterführende Schule geeignet, nicht für die Grundschule (wie gesagt, unter dem Aspekt „flächendeckend im Regelbetrieb“).
Na ja, die Frage ist ja auch erst einmal, ob der Einsatz in der Grundschule wirklich so sinnvoll ist. Aber wenn man dort schon mit Computern arbeitet, dann könnte man auch gleich den Pi nehmen. Der hat auch nicht mehr Kabel als ein normaler PC und für den Anfang reicht es zum Beispiel völlig aus, einen SenseHAT auf den Pi zu stecken, dann hat er ein schönes buntes Display zum Anzeigen und viele der Sensoren, die der Calliope auch hat.
Und zu den Kosten: Ein Calliope alleine reicht ja nicht aus – jede Schülerin und jeder Schüler benötigt ja noch einen PC, an dem er arbeiten kann, der sicherlich deutlich teurer als ein Raspberry Pi ist. Du kannst daher Pi und Calliope wirklich nicht auf diese Weise gegenüberstellen.
Ich bin übrigens ein großer Freund des Unfertigen und Nicht-Perfekten. Es geht mir gar nicht darum, dass der Calliope nicht perfekt ist, aber Du gibst mir vielleicht recht, dass man der Berichterstattung in der ZEIT und Welt mal eine etwas fundiertere und realistischere Einschätzung folgen lassen muss. „Größtmögliche Umwälzung des Schulsystems“ und „Revolution des Schulsystems“ ist schon ziemlich hochgegriffen oder wie siehst Du das? Was sollen denn Leute denken, die sich in dem Bereich nicht auskennen und das für bare Münze nehmen?
Die Einordnungen der Journalisten waren ein bisschen bold, das stimmt schon. Da sind wir selbst zusammengezuckt, als das rauskam. Aber so funktioniert halt Presse, vor allem online. Dass man jetzt als Gegenreaktion gleich versuchen muss so viele Inkonsistenzen und Unzulänglichkeiten des gerade gestarteten, ehrenamtlichen Projektes rauszufinden ist mir trotzdem befremdlich. Mir wäre es lieber alle würden gemeinsam daran arbeiten, dass Kinder mit guter digitaler Bildung versorgt werden.
Wenn es wirklich, wie Du schreibst, Inkonsistenzen und Unzulänglichkeiten sind, dann ist es ja vielleicht gut, wenn jemand darauf hinweist. Einen „Störer“ wie mich im Netzwerk zu haben, kann übrigens manchmal ganz praktisch sein – siehe hier: https://medienistik.wordpress.com/2010/11/22/bauen-sie-netzwerke-bauen-sie-systeme-die-storen/ Nur so kann man sich nämlich dem komplexen Thema „Digitale Bildung“ sinnvoll nähern und tragfähige Lösungen finden.
Reden wir von der 42,99 € SenseHAT Platine? On Top?
Ich verstehe euch alle die Ihr Pi schreit – muss euch leider aber sagen, eine flächendeckende Verteilung mit Pis wird es so nicht geben. Schlicht weil man keine 1000+ Pis auf einmal kaufen kann. Man kann es sicher versuchen aber wird wahrscheinlich scheitern. Haben es versucht mit BQ für die 3DDrucker als Kerncomputer, macht die Pi Foundation nicht. Just saying. Plus der Lizenzen Frage wenn man einen Pi mit Betriebssystem ausliefert – oder eben gleich mit Monitor + Kabel, dann ist nämlich Altgeräte Rücknahme wieder ein Thema, been there, done that.
Smartphone hat jeder inzwischen und mit OTG Adapter geht (in Theorie, noch nicht getestet) auch Smartphone2Calliope – dass ist BYOD plus neuer Idee.
Ja, der Ton der Publikationen ist Marktschreierisch, ja Arduino wäre eine Option WENN da nicht Breadboard und Co wären. Ist aber müssig – wir machen dass jetzt so und wenn es klappt kann man ja, Dank Open Source, immer noch forken.
Hm – OK, daran habe ich nicht gedacht. Flächendeckende Verfügbarkeit wäre aber sicherlich ein Pluspunkt für den Calliope. Ich bin aber eigentlich auch gar nicht unbedingt für eine einheitliche Lösung für alle Schulen. Ich persönlich finde den Pi toll und erzähle das auch jedem – ob er`s wissen will oder nicht – aber ich würde nicht alle Schülerinnen und Schüler damit ausstatten wollen. Es ist eben eine Option unter vielen. Ich bin übrigens auch gespannt, wie gut die Programmierung des Calliope mit dem Smartphone/Tablet funktioniert. Habe hier einen micro:bit rumliegen, bei dem war das eher schwierig.
Hallo Tobias,
mir erschließt sich der Hype um den Calliope Mini bisher auch noch nicht – vor allem aus meiner Perspektive als Grundschullehrer! Ich gebe dem genau so wenig Aussicht auf Erfolg wie andere Anstrengungen, Informatik intensiver in die Grundschule zu integrieren. Alles steht und fällt mit dem Personal. Und wer Ahnung hat „von Computern“ hat, geht in der Regel eben nicht in die Grundschule!
Hier ein kleines Projekt von mir Raspi-Netzwerk : https://skolnet.de/raspberry-pi-netzwerk-in-der-grundschule/
Ich weiß nicht, wie ich das mit Calliope Minis hätte realisieren sollen! 😉
Gruß
Marek
nice! 🙂
Schöner Artikel bzw Lösung aber hier werden wieder Birnen mit Erdbeeren verglichen – Raspi Pi als Computer vs MicroController Calliope.
Btw bitte mal neues Zertifikat besorgen, https schmeisst in Chrome einen Fehler, Danke
Das wäre natürlich nicht mit Calliope minis realisierbar – dafür sind sie ja auch gar nicht gedacht.
Ich habe auchnoch viele unbeantwortete Fragen an @calliope:
Habe ich z. B. eine Bewässerungsanlage gebaut, ist mein calliope dann nicht mehr nutzbar, weil blockiert. Wie löst man das dann? Gibt es unabhängige Klassengeräte?
Ohne eigene Programmierung sind die Bildungsmöglichkeiten auf „Kabelstecken“ beschränkt, was jetzt nichts mit digitaler Bildung zu tun hat. Mit Programmierung braucht jeder noch ein weiteres Gerät zum Hacken. Und dann ist es wiederum finanziell fast egal, ob man einen pi oder einen calliope nimmt.
Für grundlegende Programmierkenntnisse braucht man nicht zwingend Hardware. Bis man technisch so weit ist, dass Emulation nicht mehr ausreicht, ist die Schülerin technisch auch in die Lage zu versetzen, ein Controller zu verwenden, der bereits existiert und nicht didaktisch aufgeladen ist. Man kann man einen Controller nämlich nicht mit bunten Boxen ansteuern im echten Leben. Das suggeriert Lernenden eher, das Programmierung ein Kinderspiel ist. Programmierung hat verschiedene Ebenen. Hier wird lediglich eine sehr niedere angesprochen und diese noch sehr begrenzt.
Nun noch ein Letztes: Die bisherigen Ideen wirken eher als nette gimmicks als wirkliche Anwendungsfälle. Wo IT wirkliche Innovation bereit hält, ist doch auf Softwareebene: Datenverarbeitung ist das, was Programmierung ausmacht und nicht das Ansteuern von irgendwelchen Sensoren. Schülerinnen leben in der digitalen Welt von Minecraft und YouTube und sollen keine Haustechniker werden. OneOurCode ist ein vieeeel kostengünstigeres Projekt was den Zweck besser erfüllt.
Danke für den Hinweis – will jetzt nicht klugscheißen, aber Du meinst die „Hour of Code“ – richtig? Für alle interessierten – hier der Link zur (wirklich tollen & empfehlenswerten) Seite: https://code.org/learn
Ja, meine ich. Hatte es mir falsch gemerkt, danke für den Hinweis.
Thomas – richtig, man braucht nicht unbedingt eigene Hardware – und unsere Online-Editoren haben sogar sehr schöne Simulatoren eingebaut. Aber: pädagogisch ist – gerade bei den Kleineren – etwas zum anfassen, das leuchtet und Töne von sich gibt schon ein grosser Motivator und auch eine Lern- und Verstehenshilfe. Unsere Curriculums-Idee baut ja darauf auf, dass erstmal mit Strom gebastelt wird und kleine Schaltungen entworfen werden mit leitendem Klebeband (schon 1/2. Klasse). Der Calliope kommt dann als Weiterführung davon, wir haben beim Routing sogar extra darauf geachtet, dass man z.b. die Leiterbahnen vom Prozessor zu den LEDs gut erkennen und nachvollziehen kann. Dann kann man zu den Kindern sagen: das ist auch nur ein geklebter Stromkreis, nur in sehr klein. Und schon haben sie einen viel souveräneren Zugang zu der ansonsten unzugänglichen Technik…
Und was das „Kabelstecken“ anbelangt: die Meinung teile ich nicht ganz. Natürlich ist es ideal, wenn Kids wirklich programmieren. Aber dabei geht es ja auch oft um Logik und eben komplexe elektrische Schaltkreise. Da kann man durchaus einiges erreichen mit den 25 vorinstallierten Programmen – und dann kommt man eben erstmal lange ganz ohne zusätzliche Computer aus.
25 Programme sind vorinstalliert und lassen sich ohne Computer nutzen? Jetzt bin ich wirklich langsam gespannt darauf, den Calliope selbst in den Händen zu halten – scheint dann ja gegenüber dem micro:bit doch eine Weiterentwicklung zu sein.
In der aktuellen Version ist der Speicherbaustein für die 25 Programme noch nicht montiert, das wird erst im Release der Fall sein, dass im frühen Sommer zur Verfügung steht.
Ist das die Version, die ich als Fan auf Startnext bekomme, wenn ich das Calliope mini Starterkit ausgewählt habe?
Natürlich ist die Platine „blockiert“, solange sie die Bewässerungsanlage steuert. Hier muss man dann entscheiden, ob es als Schulprojekt reicht, dass sie das zwei Wochen lang tut und dann wieder anderen Zwecken zugeführt wird, oder ob man halt eine Platine genau dafür kauft und dauerhaft einsetzt.
Gerade dieses Gebiet des Steuerns und Regelns ist aber wichtig: Man muss heute ein Grundverständnis davon haben, wie es funktioniert, dass das Auto selbständig einparkt, wie es sein kann, dass man aus der Ferne Glocken läuten lassen kann oder wie die Heizungssteuerung erkennt, dass ich zu Hause bin.
Gleichzeitig wird darin der gestaltende Aspekt von Informatik sichtbar. Alle diese Lösungen fallen ja nicht vom Himmel, sie werden von Menschen entworfen.
Hour of Code kann nur ein erster Einstieg sein – und kostengünstig ist es nur, weil wir da von einer amerikanischen Stiftung profitieren, die hierein Zeit und Geld investiert – viel Geld von Microsoft, Google, Facebook & Co.: https://code.org/about/donors
Pingback: Calliope – eine Antwort auf einige Kritik | iTOtto
Ich sehe so einiges anders als Du, Tobias. Ich habe das in einem eigenen Post notiert:
http://itotto.de/2017/01/04/calliope-eine-antwort-auf-einige-kritik/
Hallo Tobias,
es ist leider im Moment Usus, dass für vieles getrommelt wird. Täglich erleben wir neue Wunder und -mittel zu allem.
Ob Raspi, Arduino oder Calliope ist eigentlich egal. In einer Gruppe werden immer einige Kinder sehr weit kommen und andere mal gerade die Basics beherrschen.
Das Wunderkind mit dem Asthmagerät ist nun auch nicht gerade repräsentativ.
Ich erlebe gerade Informatikstudenten, gie ihr Studium alles andere als Turing-vollständig antreten.
Mit welcher Hardware auch immer und wie gekupfert sie auch sein mag und sogar wenn sie noch kinderkrankheiten hat…. hauptsache es kommt Schwumg in die Schulen! Fangt doch jetzt endlich einfach mal damit an liebe SchulenDas meiste Gejammer ist doch eigentlich Blockade …. Angst vor der Technik ist gerade in (den Medien).
Der Calliope hat für mich gegenüber dem Raspi den Vorteil, dass die LEDs und Sensoren schon drauf sind. Und er ist mit Batterie mobil. Ich denke da an lightpainting und mein Lieblingsprojekt Eierlaufen.
Coden ist das eine … aber Kinder wollen dann auch mit dem Ergebnis etwas machen.
Am Ende kommt es auch nicht auf die Hardware sondern auf die Lehrer an.
Zunächst müssen diese nämlich motiviert werden. Das ist die grösste Hürde.
Lieber Tobias,
danke für Dein Drüberschauen und das Einsammeln, und überhaupt für Dein prima Blog:)
Lieber Stephan Noller,
Du kommentierst:
„Die Einordnungen der Journalisten waren ein bisschen bold, das stimmt schon. Da sind wir selbst zusammengezuckt, als das rauskam. Aber so funktioniert halt Presse, vor allem online.“
Dieses „Bold“- Sein habt Ihr selber vom Stapel gelassen.
Ihr ward das.
Ich finde es seltsam, dass Du das der „Presse“ (ham wa nichts mit zu tun) zuschiebst.
Auszug aus der Mail an mich vom 14.11.2016:
„Liebe Journalistinnen und Journalisten,
wir freuen uns sehr, Ihnen die Revolution der digitalen Bildung an Deutschlands Grundschulen vorstellen zu dürfen: Den „Calliope mini.“
Mit allem Respekt,
Alles, was Ihr von Euch gebt, liest sich wie ne Spiegelkugel eines Clubs.
Wer macht die Tür? Was kosten die Getränke?
Mit freundlichen Grüßen,
Martin Riemer
(Kennt hunderte von Regalmetern mit vorsichhingammelter Hardware in Grundschulen)
Pingback: Nationaler IT-Gipfel 2016 – Beitragsschnipsel |
Pingback: Thesen zum Lernen im digitalen Wandel – Bildung im digitalen Wandel
„Calliope“ ist der Name der Muse der Dichtung, Philosophie und Wissenschaft. Natürlich ist der Name gut gewählt. Muse der Wissenschaft (u.A.). Verstehe hier die Beanstandung des Namens nicht.
Welche Beanstandung? Der Artikel beginnt mit dem Satz: „Der Name hätte nicht besser gewählt werden können.“
Pingback: IoT Hackathon mini & experience auf der Bosch ConnectedWorld – die wissenskreateurin**
Pingback: Calliope oder… was? – blog.minded.de
Mir leuchtet nicht ein, warum die Kinder gleichzeitig Elektronik und Programmierung lernen sollen. Ich würde das lieber separat halten – zumindest am Anfang. Programmieren lernt man am besten am PC, und Elektronik lernt man am Besten mit etwas selbst gebautem, nicht mit so einer komplexen Platine, die man nie und nimmer selbst bauen könnte.
Dann frage ich mich, warum man dritt-Klässler damit quälen will. Diese Kids sind viel zu klein, können nichtmal Englisch. Und dann sollen sie laut Uni Wuppertal auch noch Zahlen von Dezimal in Binär umrechnen, wobei sie auf Potenz-Rechnung setzen. Also Leute, das ist doch kein Lehrstoff für die Grundschule!
Ich habe mir das Lehrmaterial vom Cornelsen Verlag angesehen. Offensichtlich bemüht sich der Verlag darum, die Lehrer auszubilden. Aber wie sie das komplexe Thema an die Kinder heran tragen sollen, dazu äußert sich der Verlag nicht. Es gibt kein einziges Beispiel für die Arbeitsunterlagen, die man den Kindern geben soll.
Die Hardware finde ich auch sehr unzureichend. Da soll man Laufschriften und Zahlen auf einem extrem grob gerasterten Display anzeigen, auf das nur ein Buchstabe passt. Also ich würde mir als allererstes ein anständiges Display wünschen (mindestens 2×16 Zeichen LCD). Aber warum nicht gleich einen Touch Screen? Damit sind die Kids doch alle vertraut! Wenn man das weiter spinnt, muss man fragen: Warum nicht gleich das eigene Smartphone programmieren? Wer keins hat, bekommt eins von der Schule geliehen. Aber wie gesagt bitte nicht in der 3. Klasse, sondern frühestens in der 8. Klasse.
Hallo Stefan,
Warum (Grundschul-)Kindern das komplizierte rechnen beibringen, wenn nur die wenigsten Mathematiker werden?
Warum (Grundschul-)Kindern mit Grammatik quälen, wenn nur die wenigsten Schriftsteller werden?
Warum Kindern kein programmieren beibringen, wenn es heute kaum noch einen Beruf oder Lebensbereich gibt, der nichts mit IT zu tun hat (Dein Kommentar ist auch nicht mit dem Federkiel verfasst)?
25 LEDs deshalb, weil sie die Phantasie der Kinder anregen anstatt sie mit der Programmierung eines 2×16-Zeichen LCD zu „quälen“ – das können sie dann in der 8. Klasse programmieren (wenn sie sich dann nicht längst an Ultra-HD versuchen).
„Der Verlag äußert sich“ im „Arbeitsheft für den Calliope mini (cc-by-sa)“ wie er das „komplexe Thema“ an Kinder herantragen will. Binärcode habe ich keinen gefunden. Meine 8-jährige Tochter hat, ohne dass ich sie „quälen“ musste, alles verstanden (zuhause, freiwillig im „Selbstversuch“, da unsere Grundschule leider noch kein vergleichbares Programm hat).
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Nun, leider ist der Artikel schon etwas in die Jahre gekommen. Ich habe jüngst Erfahrungen mit dem Calliope gesammelt, hier eine Zusammenfassung:
1. Der Einstieg ist superleicht. Mein Raspi liegt immer noch rum, weil ähm, Betriebssystem laden, ähm, Bildschirm, keiner da, Tastatur, woher, … Der Calliope war da und wurde von mir in 1 h durchschaut und hernach nach kurzer Demo von 8-jährigem Kind schnell verstanden und mit Begeisterung programmiert.
2. Das zeigt sich auch in den inzwischen stattfindenden 1,5-Stunden Workshops an der Schule: Die Kinder schnallen schnell wie das geht und gehen damit sehr kreativ um. Jede Gruppe findet immer wieder andere Möglichkeiten, nach einer halben Stunde mit erstem Programm geht der Workshop immer wieder anders weiter.
3. Die Lehrer: Ja, die braucht man nämlich auch. Die sollen Experten für Pädagogik, Gesundheitsbildung, Kinderliteratur, Kunst-Methoden, diverse Biologie-, Physik- Geographie, Politik- etc. Themen sein und nun auch noch das Thema Computer abdecken, ohne das mal irgendwie vermittelt zu bekommen. Zumal sie ja noch nicht mal das nötigste an Ausstattung haben, oder gibt es etwa Dienst-Laptops für Lehrer flächendeckend und aktuell ausgestattet? – Die verstehen das Ding auch mit vertretbarem Aufwand.
4. Ja, es gibt noch Kinderkrankheiten, denn der USB-Port wird nicht immer zuverlässig erkannt. Und das leidige Thema Motoren ist auch voll schräg umgesetzt, wenig durchschaubar und dann auch noch fehlerhaft. – aber daran kann ja gearbeitet werden.
5. Die vorhandenen Sensoren und Aktoren sind ok und werden gut angenommen.
6. Superblöd sind die fehlenden Anleitungen und Stücklisten für Ergänzungen, z.B. wenn man einen Motor anschließen will: Welche Motoren genau gehen, welche Kabel, Adapter nimmt man am besten wie? Da fehlt noch viel.
Also erstmal guter Start gewesen, aber noch Luft nach oben. Und definitiv anders als Raspi und damit nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung nach unten. Was hier nämlich ein Super-Effekt war: Die Kinder sagten immer „Boah, das war ja einfach, das hätte ich nicht gedacht.“ Und das braucht man am Anfang dringend, auch um die Kinder bei der Stange zu halten und vielleicht dann auch an Raspi, Arduino und Co. heranzuführen. Alle fanden es super.
P.s. Wie wäre es mal mit einem Update für den Calliope?
Danke Uli, hab ich weitergeleitet dein Feedback
Grundvoraussetzung für einen „gerechtfertigten“ Hype, ist doch, dass es diesen Hype überhaupt gibt.
Ist dem so?
Was den potentiellen privaten Käufer angeht, so ist dieser einfach nicht bereit, den doppelten Preis eines Microbits zu bezahlen und dafür eine RGB und einen Lautsprecher – zwei Pfennigartikel – mehr zu bekommen.
Der Microbit ist gerade noch ein Mitbringsel – der Calliope hat preislich diese psychologische Grenze weit überschritten.
Aber die Grundidee des Calliope ist ja auch auch, ihn in die Schulen zu bringen.
Hier trifft er auf Skeptiker, die den Calliope als trojanisches Pferd sehen, in dessen Bauch Google, Microsoft und all die anderen bösen Akteure stecken, mit dem einen Ziel, die Kinderseelen auf die gewünschte Spur zu bringen.
Für die Informatik begeistert werden sollen dann die Kinder von Grundschullehrern, die nach Integration und Inklusion nun nicht auch noch Informatik stemmen wollen.
Abgesehen von einer handvoll Vorzeigelehrern sind Lehrer durchaus nicht technikbegeistert, sonst hätten sie höchstwahrscheinlich nicht auf Lehramt Grundschule studiert.
Fazit: Es gibt noch keinen Hype, und in der Diskussion um den Informatikunterricht drängen zur Zeit diejenigen Kräfte in die Medien, denen die Informatik und die Programmierung noch immer als schwarze Magie vorkommt.
Medienkompetenz soll es da lieber richten.
Bei Fake News weiß jeder was gemeint ist.Und bitte nicht zu viele private Informationen oder gar Bilder in Facebook veröffentlichen. Hier hat man wieder festen Boden unter den Füßen, kann diskutieren oder sogar schöne Plakate mit Pinsel und Farbe malen: „Keine Big Data – meine Daten gehören mir“. Das ist schön, das macht Spaß und kein Lehrer wird überfordert.
Was wollen wir also? Eine weitere Generation, die voller German Angst im Technologiestandort Deutschland einen großen Bogen um neue Entwicklungen machen? Oder dann doch lieber eine Entmystifizierung ?
Kinder sollen kritische Denken lernen. Aber kritisches Denken ohne einen Hauch von Fachwissen? Das haben wir gerade genug. Das Ergebnis ist beispielsweise ein mit glutenfreien Produkten überschwemmter Markt. Wer weiß schon, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung mit Gluten keine Probleme hat.
Der Hersteller (hier mal nicht Google oder Amazon) freut sich. Noch schöner wäre jetzt natürlich eine Verordnung über einen Grenzwert von Gluten in der Nahrung.
Die Diskussion um die Rolle der Wildschweine bei der Verbreitung der Schweinepest ist ein weiteres Beispiel. Wahr ist, was am lautesten rausposaunt wird.
Die Devise heißt also: Nicht aufgeben und die Sprachrohre nícht denjenigen überlassen, die ihr Heil in der Flucht vor der Programmierung nach vorne suchen.
Ob es jetzt der Calliope richten kann? Er ist ein Anfang und das ist allemal besser, als weitere jahrelange Diskussionen, die einfach nur hinhalten sollen.
Zum Abschluss noch ein Mutmacher:
Eine Mutter hatte mich ein halbes Jahr nachdem ich ihr Kind in einem Kurs hatte angerufen. Vor Lachen konnte Sie kaum reden. Sie war mit Junior in der Werkstatt und der Meister hatte dem Jungen erklärt, wieviel Hightech in so einem Auto ist. Der Junge hatte gefragt, ob damit beispielsweise der Parktronic gemeint ist.
„Ja zum Beispiel“ antwortetet der Meister.
Darauf baute sich der Junge vor dem Meister auf und sagte:
„Das soll Hightech sein??!! Das baue ich ihnen an einem Nachmittag mit nem Ultraschallsensor und ein paar LEDs zusammen. Und von meinem Taschengeld kann ich das auch bezahlen.“
Es folgte eine kurze Erklärung, wie er es plante, der der Meister aber nicht folgen konnte.
Das ist kritisches Denken wie wir es uns doch eigentlich wünschen – oder?
ODER lieber doch nicht?
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Bin erst heute auf diesen Artikel gestoßen und möchte ein paar Worte zu diesem loswerden.
Zunächst zu mir, ich habe vier Kinder die jeder schon mal den Calliope in der Hand hatten. Ich habe mehrere RASPI, Arduinos, NXT und EV3 im Hause. Fazit ist, das für mich der Calliope die steilste Lernkurve hat und die geringste Hürde ein Erfolgserlebnis zu generieren. Und das ohne ein xxx Shield.
Zu ihrem Artikel, in ihrer Ausdrucksweise hätte ich Machwerk geschrieben. Ich empfinde ihn als abwertend und es scheint mir so das sie den Calliope als Gefahr für ihre favorisierten Platinen sehen. Mal abgesehen davon da man den BBC micro früher nicht mal so eben bekommen hat, hat der Calliope seine Daseinsberechtigung.
Die einzige Kritik die ich habe ist warum gibt es das Ding nicht schon fünf Jahre länger.
Das sie sich daran hochziehen das da wer geschrieben hat das zwei Motoren drauf sind ist Kleingeistig. Der der den Text gesetzt hat bzw. den Artikel geschrieben hat wird es nicht richtig verstanden haben. Da liest man drüber weg und weiß was gemeint ist.
Dann klang in den Kommentaren die Meinung durch das Personal wäre das Problem, ja stimmt aber bringt euch doch ein wenn ihr es besser könnt. Mir ist es mit dem Calliope gelungen das „Personal“ ins Boot zu holen. Mit allen anderen habe ich es vorher nicht geschafft. Ich habe mir zwei Stück gekauft und der Lehrerin gegeben. Zugegeben sie war sehr offen für Neues aber dieser nette kleinen Stern macht wohl weniger Angst als das mit spitzen Zähnen bewaffnete Arduino Board. Zu Hause hat sie das Ding in den Ferien mit ihrem Sohn ausprobiert und recht schnell die Scheu verloren. Danach haben wir es in einer kleinen Gruppe im Forderunterricht ausprobiert und es hat funktioniert. Jetzt besteht einen AG für die 3. Und 4. Klassen an der 12 Mädchen und Jungen teilnehmen. Ich bin mir sicher das hätte mit dem Arduino so nicht funktioniert.
Eine weitere Erkenntnis für mich ist das Lehrer sich aus ihrer Komfortzone herausbegeben müssen. Der Unterricht ist mehr oder weniger Ergebnisoffen der Weg ist das Ziel. Es wird eine Vielzahl an Kompetenzen trainiert die später wichtig sind.
Mein Fazit ist, wir sollten nicht in allem das Schlechte suchen. Warum hier ewig lamentieren statt die Sache (Bildung) in die Hand zu nehmen. Ihr Artikel hat niemanden geholfen sondern nur Zeit verbraten. Bringen sie sich lieber an der nächsten Schule mit ein. Spenden sie den BBC micro und geben sie ihr Wissen an die Kinder weiter. Sie werden da bestimmt positivere Rückmeldungen bekommen als auf diesen Artikel.
Der Originalartikel hat mir insofern geholfen, als er diese Diskussion angestossen und Feedback aus der Praxis provoziert hat. Genau das half mir, den Calliope mini besser
einschätzen zu können. Danke!
Im letzten Satz vor dem Fazit steht Minecraft. Es ist aber wohl eher Mindstorms von Lego und nicht Minecraft das Spiel gemeint. 😉
Nein – gemeint ist tatsächlich Minecraft. Das Spiel ist in einer speziellen (mit Python programmierbaren) Version auf dem Raspberry lauffähig.
Wir haben unsere eigenen Erfahrungen mit dem Calliope gemacht und können zwei Dinge bestätigen:
– der Einstieg ist super einfach und Kinder in der dritten Klasse sind leicht damit zu begeistern, insbesondere durch die Kombination von Elektronik und Programmierung. Nach super kurzer Einweisung können die Kinder bereits eigene Experimente machen und bekommen sofort Feedback
– Es braucht in der Tat motiviertes Personal, allerdings keine nennenswerten Vorkenntnisse zur Programmierung. Auch Grundschullehrer können mit wenig Aufwand diese Plattform kennen lernen.
Mehr findet man dazu auch in unserem Blog: https://blogs.itemis.com/de/zweite-fremdsprache-java-müssen-kinder-programmieren-lernen
Pingback: Thesen zum Lernen im digitalen Wandel – Lernen im digitalen Wandel
Sehr gut berichtet und erklärt. Und das von einem Lehrer! Wahrscheinlich nicht aus Baden-Württemberg… (wir können ja alles außer Hochdeutsch).
Ich bin über mein Kind auf diese, in meinen Augen unötige „Entwicklung“ (käm es aus China hätte man billigen Clone geschrieben), gestoßen.
Und ja, ich greif mir wirklich an den Kopf wer a) so ein Müll erfindet(Müll im Sinne des beabsichtigten Einsatzzweckes) und b) so wenig Ahnung von Pädagogik hat so ein Teil als Wertvoll fürs Schulsystem zu empfinden. Da hat man einfach nur das Gefühl das sich zwei Menschen getroffen haben die noch nicht mal eine einfache Additon in den Taschenrechner eingeben können, und sich Gedanken gemacht haben, wie man den Kindern nun EDV/IT beibringen könnte.
So sicherlich nicht. Da sehe ich schon wenn ich mir anschaue wie Logik-Blöcke in der IDE zusammen geschoben werden, und wie man dort nur per „Hacken“ einfachste Funktionen realisieren kann. Beispiel: Wenn Taste A Gedrückt wurde, dann Spiele zufälliges Lied aus Liste. Mit dem lustigen Blöcken, müsste man die Zufallszahl in eine Variable speichern, und dann eine ewig lange Liste mit „wenn Variable x = n dann“ erstellen. Im Javascript => music.beginMelody(music.builtInMelody(Math.random(21)), MelodyOptions.Once)“;
Zei mal hintereinander den Block „zeige LEDs“ mit unterschiedlichen Bildern eingefügt, wird heimlich ein Delay dazwischen eingefügt. Bei einem 16 Mhz getaktetem µC sollte das so schnell gehen, das man das erste Bild gar nicht wahrnimmt.
Mit anderen Worten, wesentliche Grundlagen werden so vermutlich falsch gelernt und im schlimmsten Fall verfestigt.
Kinder können, wenn Sie lesen, schreiben und die Grundrechenarten können (ist im heutigem Bildungssystem ja leider auch nicht mehr erwartbar), durch aus in der Lage
auch einfache Sachen „richtig“ zu Programmieren. Zu meiner Schulzeit wurde im Informatik Unterricht noch in TurboPascal programmiert und wenn wir das Thema Datenbanken dran hatten, meinte es auch richtige „relationale“ Datenbanken inklusive Datenbanken Normalisierung usw… und nicht „Tabelle in Excel erstellen“.
Auch haben viele, wie ich selber, schon zu Grundschulzeiten am Atari, Amiga, C64, …, ihre ersten Codezeilen eingetippt im „Trial and Error“ verfahren. Einfach nur „App“ runterladen und buntes Icon anklicken und schon kann man Spielen, war meistens halt nicht.
Und nach dem Unterricht hat man in der AG dann Peil-Sender und Empfänger in analoger Technik aufgebaut und ist damit im Wald auf „Fuchsjagt“ gegangen.
Mein Kind hat mit 8 Jahren ein Arduino Set von Elegoo das Mega 2560 Project The Most Complete Starter Kit bekommen, ein Arduino Board mit sehr vielen Modulen, Bauteilen, Sensoren, Steckbrett, LCD, usw… und damit kann er richtige Sachen bauen für 70,-EUR. Wenn ich im Netz Schaue und dann für ein Calliope knapp 50,-EUR aufgerufen werden, kann ich nur den Kopfschütteln. Für die Grundschule würde da ein Attiny85 auf nem kleinem Steckbrett reichen, oder eben fertiges Modul wie LilyPad ATtiny85. Kostet pro Stück unter 3,-€. Würde man da einfach ein Modul mit zwei Tastern und einer WS2811 LED machen, wäre das kaum teurer bei solchen Stückzahlen und völlig ausreichend für den Anfang. Ob Ampelschaltung, Entscheidungshelfer (Led->Grün = Ja, Led->Rot = Nein), Würfel der die Zahl als Blinkcode bringt, vieles ist mit einfachsten Mitteln möglich. Dank Techniken wie I2C lassen sich bei Bedarf trotzdem LC-Displays und Sensoren an den kleinen 8 Beinigen Chip anschließen. Wirklich intressierte Kinder könnten Ihre Lieblingsprojekte dann auch innnerhalb eines GTA (Ganztages-Angebot) auf Lochraster als dauerhaftes Projekt realisieren, da für wenige Euro bezahlbar. Ja und auch der Pi-Zero ist besser geeignet als diese Krücken für viel zu hohe Preise. Auch wenn ich den schon für völlig überdimensioniert empfinde. 😉
Wer nach besserer Hardware ruft, solche Sinnfreien Vorschläge das die Kinder doch am besten gleich Ihre Smartphones programmieren sollten, hat noch nie erlebt wie Stolz ein (Grundschul-)Kind ist, eine einfache Blinkschaltung mit einer Astabilen Kippstufe aufgebaut zuhaben. 4 Wiederstände, 2 Kondensatoren, 2 Leds, eine Batterie und bissel Kabel, kleines Holzbrett und Reiszwecken. Fertig ist ein Wechselblinker in einer UE. Ganz ohne Programmieren und hohen Kosten. Für viele Kinder ist das trotz Smartphones schon fast Zauberei.
Aber wie schon der Autor des Beitrages feststellt, das Hauptproblem ist die große Bildungslücke beim Lehrkörper und das schlechte Bildungssystem. Selbst habe ich ein Jahr als Referent eine GTA geleitet mit Schülern der 8, 9 und 10 Klasse einer Oberschule. Leider bestand meine Aufgabe hauptsächlich darin Grundlagenwissen zu vermitteln, eigentlich sollte/wollte ich Fachwissen Veranstaltungstechnik vermitteln. Wenn von 6 Schülern in dem Alter keiner weiß, das an einer Steckdose eine Wechselspannung von 220-230V anliegt, sondern eher etwas wie 12V Gleich-„Strom“ erwartet werden… …tja da brauch man nicht mit Programmieren anfangen. Wie soll man diesen Schülern die laut Notenschnitt zu den guten gehören, erklären warum man einen 4 Ohm Lautpsrecher nicht an eine Endstufe anschließen kann, die für min. 8 Ohm Impendanz ausgelegt ist? Da fängt man dann erstmal an den Unterschied zwischen Strom und Spannung zu erkären.
Erstmal Grundlagen Wissen. Wenigstens die Grundlagen wie Spannung, Strom, (elektrische) Leistung, Wiederstand, Kondensator, Spule/Induktion, einfache Halbleiter (Diode, Transitor) usw. sollten allen Schülern sicher vermittelt werden. Vorher braucht man sich um solche Gadgets im Bildungssystem keine Gedanken machen.